Urbane Interventionen
»Urbane Interventionen« ist ein von der DFG gefördertes Forschungsprojekt an der HFBK Hamburg unter der Leitung von Prof. Dr. Friedrich von Borries. Anknüpfend an Traditionen aus Theater, Performance und Aktionskunst sowie kulturellem und politischem Aktivismus formulieren urbane Interventionen den Anspruch gesellschaftlicher Relevanz und Wirksamkeit. Bislang ist wissenschaftlich nur rudimentär untersucht worden, ob, und wenn ja, welche Wirksamkeit urbane Interventionen entfalten, ob also der selbst formulierte Anspruch eingelöst wird. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen deshalb künstlerische, architektonische, performative und aktivistische Interventionen in urbanen Räumen vergleichend untersucht werden. Diese Untersuchung beginnt bei der Begrifflichkeit und reicht bis hin zu Fragen der Instrumentalisierung durch Politik und Wirtschaft. Geht man von der begrifflichen Herkunft aus, bedeutet intervenieren »dazwischenkommen, dazwischentreten« und geht zurück auf das lateinische intervenire. Weitere Bedeutungsebenen sind hinzugekommen: dazwischenfahren, durchgreifen, eingreifen, ein Machtwort sprechen, Einfluss nehmen, sich einmengen, sich einmischen. Heute findet der Begriff Verwendung in vielen Kontexten, so u. a. im militärischen, medizinischen, psychologischen, künstlerischen, politischen, pädagogischen, humanitären und wirtschaftlichen Sprachgebrauch.
1. Forschungsphase (2010–2013)
Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen: Christian Hiller, Daniel Kerber, Anne Levy, Friederike Wegner und Dr. Anna-Lena Wenzel
Forschungsschwerpunkte der
ersten Projektphase waren die Auseinandersetzung mit Begrifflichkeit
und Bedeutungswandel von »Interventionen« sowie die Untersuchung
konkreter Praktiken der künstlerischen Intervention und deren etwaige
Instrumentalisierung am Beispiel Hamburgs.
2. Forschungsphase (2013–2015)
Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen: Moritz Ahlert, Jens-Uwe Fischer, Christian Hiller, Anne Levy
In der nun beginnenden 2.
Phase werden Vorgehensweisen und Wirkmechanismen interventionistischer
Praxen mittels mehrerer Fall- und Feldstudien methodisch gefaßt und
dargestellt. Nach der Untersuchung der wachsenden Stadt Hamburg in der
ersten Projektphase wird in der aktuellen zweiten Forschungsphase der
Fokus auf urbane Interventionen (künstlerisch, gestalterisch,
architektonisch, stadtplanerisch) als Handlungsoption in
»traumatisierten« Regionen gelegt. Dabei wird insbesondere
auch die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen einem
militärischen und einem künstlerischen Interventionsbegriff fortgesetzt. Darüber hinaus wird zu
untersuchen sein, ob »Intervenieren« als zeitspezifisches,
gesellschaftliches Handlungsmodell verstanden werden kann, das sich in
die verschiedensten gesellschaftlichen Subsysteme (von Kunst, Aktivismus
und Architektur über Marketing und soziale Dienstleistung bis zur
Politik) eingeschrieben hat. Gerade vor dem Hintergrund neuer
interventionistischer Protestformen im urbanen Raum – wie die
internationale Occupy-Bewegung oder die Platzbesetzungen im Rahmen des
arabischen Frühlings – ist dieser Fragestellung eine neue
gesellschaftspolitische Relevanz und Dringlichkeit zugewachsen. Ziel des Projektes ist eine umfassende Theoriebildung zu »Urbanen Interventionen«.
Veröffentlichungen (2010–2013):
Monografien/ Herausgeberschaften
Friedrich von Borries, Christian Hiller, Daniel Kerber, Friederike Wegner, Anna-Lena Wenzel: Glossar der Interventionen. Annäherung an einen unterbestimmten, aber überverwendeten Begriff. Merve, Berlin 2012.
Friedrich von Borries, Christian Hiller, Friederike Wegner, Anna-Lena Wenzel: Urbane Interventionen Hamburg. Merve, Berlin 2014.
Friedrich von Borries, Moritz Ahlert, Jens-Uwe Fischer: Urbane Interventionen Istanbul. Learning from Gezi-Park. Merve, Berlin 2014
Beiträge in Sammelbänden
Friedrich von Borries, Friederike Wegner, Anna-Lena Wenzel: »Ästhetische und politische Interventionen im urbanen Raum«, in: Doreen Hartmann, Inga Lemke, Jessica Nitsche (Hg.), Interventionen. Grenzüberschreitungen in Ästhetik, Politik und Ökonomie, VERLAG, Paderborn, 2012.
Fachzeitschriften/digitale Periodika
Friedrich von Borries, Anna-Lena Wenzel: »Interventionen. Wie aus einer subversiven Praxis zeitgemäße Stadtmöbel werden«, in: Generalist. Magazin für Architektur, Nr. 5, 2012, S. 12-14
Friedrich von Borries, Daniel Kerber, Anna-Lena Wenzel: »Die Parasitäre Nebelmaschine. Missverständnisse zwischen Kunst und Stadtentwicklung«, in: Urban Spacemag #4, 2012, S.76-93.
Friedrich von Borries, Christian Hiller, Daniel Kerber, Friederike Wegner, Anna-Lena Wenzel: »Chor der Intervention. Ein szenischer Spaziergang durch die Diskursgeschichte eines Begriffs«, in: kunsttexte.de, Nr. 1, 2011, www.kunsttexte.de
Veranstaltungen (2010–2012):
Exkursion + Workshop: Israel, 10. – 17.1.2011
Symposium: Kunst der Intervention, 15.6.2011, Körber-Forum Hamburg
Exkursion + Workshop Beirut, 25.1. – 4.2.2012
Symposium: Methoden der Intervention, 3.5.2012, HFBK Hamburg
Workshop: Labor für Interventionen, 6. – 8.7.2012, Die Schute, Hamburg
Workshop: Wirksamkeit von Interventionen, 25.10. – 31.10.2012, HFBK Hamburg
Symposium: Wirksamkeit von Interventionen, 1./2.11.2012, HFBK Hamburg