Symposium: Überlebensrate 4%
Aktuelle Frontberichte aus der Kunstakademie
Jedes Jahr entscheiden sich ca. 5.000 junge Menschen für die Aufnahme eines Kunststudiums an einer der 24 deutschen Kunsthochschulen oder Akademien. Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbandes Bildender Künstler (BBK) erzielt nur jede/r zehnte von ihnen Einkünfte aus künstlerischen Aktivitäten bis zu 20.000 Euro jährlich, 83 Prozent bleiben (weit) darunter. Finanzielle Gründe und berufliche Erfolgschancen können also schwerlich das Phänomen erschöpfend erklären.
Nichtsnutze, Lichtanbeter, Realitätsverweigerer, Aromasucher, Tunichtgute, Herzensergießer, Traumtänzer, Pathoszüchter, Wahnjongleure, Nervenbrüchler, Müllstöberer, Seelennudisten, Bluffer, Poser, Hochstapler, Zartsaiten, Schieflieger, Bürgerscheucher, Tabuschüttler, Memmengeißler, Entfesselungströten, Wackelbildner, Transüßer, Rosendrescher, Wildpinkler, Perversionsgewinnler, Tubenteufel, Creditpointler, Abseitlinge, Totalsamariter, Mißverstündler, Nachlasserlöser, Erhabenheitsschnüffler, Buntheitsbedürftige, Heilswringer, Übeltester, Stimmungsimitatoren, Lösungsmittelsünder, Plan-, Kopf- und Statuslose und gescheiterte Schaufensterdekorationslehrlinge. Sie und viele, viele mehr ersuchen um Aufnahme in unsere »Karawanserei in der Wüste der Freiheit«. Gemäß dem Hinweis des Zarathustra: »Freiheit sich erbeuten und Herr sein in der eigenen Wüste.« Was soll das? In der Bilanzstimmung des Jubiläums haben wir erfahrene Stimmen um Klärungsversuche gebeten.
Freitag, 14. Juli 2017
14.00 Uhr
Begrüßung
Werner Büttner (Künstler, Professor für Malerei, HFBK Hamburg)
14.15 Uhr
Die Legitimität der Kunstakademie
Walter Grasskamp (Autor, bis 2017 Professor für Kunstgeschichte, Akademie der Bildenden Künste München)
15.00 Uhr
Lebenskunst für die jungen Generationen: die Mechanismen von Verschleiß und Zerstörung, Erniedrigung, Isolierung, Leiden, Arbeit, Druckausgleich
Annette Tietenberg (Professorin für Kunstwissenschaft mit dem Schwerpunkt Kunst der Gegenwart, Hochschule für bildende Künste Braunschweig)
15.45 Uhr
Pause
16.00 Uhr
Schisma 2027. Zur näheren Zukunft der Kunstakademien
Wolfgang Ullrich (lehrte zwischen 1997 und 2015 an unterschiedlichen Kunsthochschulen, lebt als Autor in Leipzig und publiziert zur Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, zu bildsoziologischen Fragen und Wohlstandsphänomenen)
16.45 Uhr
Die Kunsthochschule – ein Refugium?
Bettina Uppenkamp (Professorin für allgemeine Kunstgeschichte, Hochschule für bildende Künste Dresden, ab Oktober 2017 HFBK Hamburg)
17.30 Uhr
Pause
18.00 Uhr
Eine Arbeitswerttheorie der Bildenden Kunst – wie der Wert der Fertigkeiten zustande kommt, zu denen Akademien ausbilden
Diedrich Diederichsen (Professor für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften, Akademie der bildenden Künste Wien)
19.00 Uhr
Abschließende Podiumsdiskussion
moderiert von Martin Köttering und Werner Büttner
Idee + Konzept: Werner Büttner
Zum Symposium ist ein Tagungsband im Materialverlag der HFBK Hamburg erschienen.
Tagungsband zum Download
Überlebensrate 4%. Aktuelle Frontberichte aus der Kunstakademie