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Lerchenfeld #51: Sind wir das Problem, oder die Lösung?

Begleitend zur Ausstellung „Social Design“ im Museum für Kunst und Gewerbe fand im Oktober an der HFBK Hamburg ein Symposium zur politischen Dimension des Themas statt

Text von Julia Mummenhoff

In den letzten Jahren habe sich der Diskurs um Social Design intensiviert und eine zunehmende transkulturelle Perspektive sei hinzugekommen, stellte die Kuratorin Angeli Sachs in ihrer Einführung beim Symposium Wie politisch ist Social Design? fest. Das hänge sicher auch mit einer sich drastisch verändernden Weltpolitik der letzten Jahre zusammen, die sich unmittelbar in der Ausstellung abbildet, die zunächst im Museum für Gestaltung in Zürich zu sehen war und anschließend bis Ende Oktober 2019 im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. In den sechs Kapiteln Urbaner Raum und Landschaft, Wohnen/Bildung/Arbeit, Produktion, Migration, Netzwerke und Umwelt wurden 25 internationale Projekte von Gestalter*innen zu den entsprechenden Teilaspekten vorgestellt, darunter auch die Öffentliche Gestaltungsberatung (ÖGB) des Studios Experimentelles Design von Prof. Jesko Fezer an der HFBK Hamburg. In Hamburg wurde die Ausstellung um das temporäre Nachbarschaftsprojekt ARGE erweitert, das die Umgebung des Museums als urbanen Raum einbezog, unter anderem die Drogenberatungsstelle Drob Inn in unmittelbarer Nachbarschaft zum Museumsgebäude. In dieses Projekt waren auch Studierende der Klasse von Valentina Karga, Professorin für Grundlagen/Orientierung im Studienschwerpunkt Design an der HFBK Hamburg eingebunden, die im Sommer 2019 ein dreitägiges Festival auf der Wiese vor dem Museum organisierte, das Denkanstöße zum Umgang mit und in diesem heterogenen Umfeld geben sollte. Die Ausstellung war einem Begriff von Social Design verpflichtet, das sich als Design für die und mit der Gesellschaft versteht, auf der Basis von Dialog, Emanzipation und Partizipation. Doch gelingt es den einzelnen Projekten, ihre Ansprüche umzusetzen, ihren gesellschaftskritischen Ansatz zu bewahren, oder verfestigen sie am Ende nur die Machtstrukturen, innerhalb derer sie zwangsläufig agieren? Dieser Frage widmete sich die Panel-Diskussion unter der Leitung von Friedrich von Borries, Professor für Designtheorie an der HFBK Hamburg, zu der Vertreter*innen von vier sehr unterschiedlich aufgestellten Projekten geladen waren: Daniel Kerber (More Than Shelters, Hamburg), Wolfram Putz (Graft Architekturbüro, Berlin/Los Angeles), Corinna Sy (CUCULA e.V., Berlin) sowie Franziska Wirtensohn und Michael Wittmann (Habibi Dome, München). Sie stellten sich nacheinander den unbequemen Fragen nach der Finanzierung von Projekten, nach den Machtstrukturen, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen und schließlich nach dem Verhältnis von Empowerment und Normalisierung und ob jedes Social Design nicht letztendlich zur Stabilisierung von Ungerechtigkeiten beitrage. Drei der an der Diskussion beteiligten Projekte funktionieren zumindest in Teilen marktwirtschaftlich. Wolfram Putz betonte die Wichtigkeit der finanziellen Tragfähigkeit für den bisher in neun afrikanischen Ländern eingesetzten Solarkiosk, die bisher noch nicht erreicht sei. Hintergrund für das Ziel, keine Steuer- oder Spendengelder zu beanspruchen, sind unter anderem die Erfahrungen, die Graft Architekten mit dem Wohnungsbau nach Hurrikan Katrina in New Orleans sammelten, der von zeitaufwändigen Spendengalas mit immer neuen Hollywoodstars begleitet war. Als sich selbst tragendes Projekt muss der Solarkiosk nachhaltig Investoren überzeugen, eine Situation, die eine lange Vorlaufzeit hatte und auch weiterhin anspruchsvoll bleibt. Um die Kontrolle über das Projekt zu behalten, beispielsweise über die Geschäftsmodelle, die in den Kiosken ablaufen dürfen, bleiben Graft Architekten zentrale Eigentümer des Projekts, was wiederum einen sehr hohen Bedarf an Kapital bedeutet. In den Einsatzländern sei man als Außenstehender nicht unbedingt willkommen, es sei geradezu unmöglich, nicht instrumentalisiert und ausgenutzt zu werden. Nach einer anfänglichen Verlustquote von bis zu 30 Prozent, erwies es sich als richtig, möglichst schnell mit den Institutionen vor Ort zusammenzuarbeiten, die Produktion in die jeweiligen Länder zu verlegen und das Eigentum in Landesgesellschaften mit lokalen Partnerschaften zu übertragen. Es gibt inzwischen 200 Businesszentren, die Solarkioske betreiben, nach einschlägigen negativen Erfahrungen fast ausschließlich von weiblichen Geschäftspartner*innen. Ganz andere Erfahrungen sammelten Graft Architekten beim Bau von Schulen und Krankenhäusern in Flüchtlingslagern wie Zaatari. Diese seien Wirtschaftsunternehmen nach westlichem Vorbild, in denen enorme Gehälter gezahlt werden, so dass man sich im Verhältnis dazu wie ein selbstausbeuterisches Start Up fühle. Ohne eine gewisse Portion Größenwahn und Naivität sei Social Design nicht möglich, ein Konsens aller Beteiligten der Podiumsdiskussion.

Investor*innen, die diese Eigenschaften teilen, spielen für das von Daniel Kerber gegründete Sozialunternehmen More Than Shelters eine Rolle. Durch Crowdfunding und Fördergelder wurde die Entwicklung des Modulsystems Domo zur Erstellung von komfortablen temporären Behausungen unter anderem in Notsituationen angeschoben. Seit drei Jahren trägt sich das Projekt, dessen Grundidee Daniel Kerber als Promovend an der HFBK Hamburg entwickelte, selbst. More Than Shelters folgt einem hybriden Modell und arbeitet darüber hinaus auch im Auftrag staatlicher Institutionen. „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt, was Machtkonstellationen anbelangt“, sagt Daniel Kerber. Da kann es passieren, dass Projekte einfach sterben, zum Beispiel durch die Konkurrenz der an Flüchtlingslagern beteiligten Institutionen und NGOs. Es sei immens wichtig, den Begriff Empowerment wirklich ernst zu nehmen und konsequent alle Akteur*innen an den Gestaltungsprozessen zu beteiligen. So richtete More Than Shelters im Flüchtlingslager Zaatari eine permanente Design-Agentur ein, in der gemeinsam mit den Bewohner*innen Ideen entwickelt wurden, von denen viele erfolgreich realisiert wurden, zum Beispiel ein Zero-Waste-Projekt. Im Falle der Planung eines Erstaufnahme-Zentrums für Geflüchtete auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin hatte More Than Shelters es mit mehreren Bezirken und Senatsverwaltungen zu tun, so dass der wichtigste Teil der Planung, einer Begegnungsstätte zwischen Alt- und Neuberlinern nicht umgesetzt werden konnte. „So scheitert auch mal ein Projekt dieser Größenordnung, weil das Prinzip nicht bis zum Ende umgesetzt werden kann“.

„Für uns war die die Wirtschaftlichkeit von Anfang an mit der Idee der Unabhängigkeit verbunden“, sagte Corinne Sy, die 2016 den gemeinnützigen Verein Cucula mitbegründete, der als Modellprojekt Flüchtlingen mit fragilem Aufenthaltsstatus berufliche Perspektiven vermitteln sollte. Erfolgreich wurde Cucula dadurch, dass der Designer Enzo Mari, einer der „Väter“ des Social Design, den Geflüchteten die Exklusivrechte zum kommerziellen Nachbau seiner in den 1970er Jahren entwickelten Möbelserie zum Selberbauen gab. Mit wachsender Nachfrage konnten bis zu 60 Prozent des Projektes mit dem Verkauf der Möbel finanziert werden. „Das Wirtschaftliche und Soziale zu verbinden, ist in Deutschland immer noch sehr schwierig, bei den Strukturen, die wir hier haben. Man scheitert an Verwaltungen. Wir haben zum Teil Förderungen nicht bekommen, weil wir zu wirtschaftlich waren“. Statt mit großen Partnern, hat Cucula bisher ausschließlich mit lokalen Initiativen zusammengearbeitet. Schwierig seien zum Beispiel auch die Kommunikationsprozesse mit Corporate Social Responsibility (CSR)-Abteilungen, die zwar große Unterstützung versprechen, aber im weiteren Verlauf durchblicken lassen, dass es eigentlich um Whitewashing und das Firmen-Image geht. Man muss die eigene Position, die eigene Perspektive ständig reflektieren. Cucula befindet sich zurzeit in einem Offline-Modus, in dem neue Strategien und Kooperationsmöglichkeiten entwickelt werden.

Franziska Wirtensohn und Michael Wittmann gründeten ihr Projekt noch während ihres Kunststudiums an der Akademie der Künste in München und fühlten sich dadurch in ihren Anfängen unabhängig von ökonomischen Fragen. Als Vertreter*innen einer neuen, jüngeren Generation des Social Designs wirkten sie zuversichtlich. Sie arbeiten eng mit den jeweiligen Akteur*innen zusammen und nutzen einfache Mittel, wie etwa den als Open Source Modell zugänglichen Geodesic Dome von Buckminster Fuller, Grundlage für ihre Raumskulptur Habibi Dome. Entwickelt in einem Flüchtlingslager in Griechenland mit der Idee, gemeinsam mit den Bewohner*innen in der offenen Werkstatt habibi.works einen selbstbestimmten Raum zu schaffen, kommt der Habibi Dome mittlerweile in unterschiedlichen Projekten und unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten zum Einsatz.

Valentina Karga und Jesko Fezer zeigten sich in ihrer abschließenden, durchaus optimistischen Bilanz angetan von der Ehrlichkeit und Selbstreflexion mit der auf dem Podium über Grenzen gesprochen wurde. Man müsse sich in gewisser Weise „die Hände schmutzig“ machen, um erst einmal Ideen umzusetzen, die zur Basis für eine weitere Praxis werden, so Valentina Karga. Sie schlug vor, sich von den zahlreichen erwähnten Dichotomien nicht beirren zu lassen und einen Schritt weiter zu gehen. Projekte, die beispielsweise für Konfliktzonen im Globalen Süden entwickelt wurden, könnten auch in anderen, westlichen Kontexten richtungsweisend sein. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels müsse Design aus einer gemeinsamen Perspektive gedacht werden, ein sehr gutes Beispiel dafür sei der Solarkiosk. Jesko Fezer plädierte für einen konfliktorientierten Politik-Begriff und dafür, in Design-Prozessen grundsätzlich einen Raum für Kritik, für Kommentare zu schaffen. Wäre es nicht möglich, schloss er mit einer Frage zurück an das Podium, der gestalterischen Arbeit etwas hinzuzufügen, etwas noch Verrückteres, noch Künstlerischeres und noch Politischeres, um über das, was Normalisierung verursacht, hinauszugehen?

Es wird in Schwarz/Weiß die Nachaufnahme eines menschlichen Auges gezeigt. Auf der Pupille ist ein Atomstern zu sehen.

Still aus US Civil Defense Film Atomic Alert (1951), 10 min 34 sec, Courtesy of the Diefenbunker: Canada’s Cold War Museum.

Archives of the Body - The Body in Archiving

Mit einem Symposium, einer Ausstellung, einem Filmprogramm und einer digitalen Publikation untersucht das von Prof. Hanne Loreck und Vanessa Gravenor konzipierte Forschungsprojekt die Ordnungsform "Archiv" im Hinblick auf den menschlichen Körper. Welche Körperarchive und -diskurse haben sich durchgesetzt? Welche Potenziale für politisch-ästhetischen Widerstand und Aktivismus konnten und können entstehen?

Es ist eine abstrakte Malerei in unterschiedlichen Gelb-, Blau und hellen Brauntönen zu sehen. Ein Kreis in Beige lenkt den Fokus leicht auf die linke Bildhälfte.

Sharon Poliakine, Untitled, 2023, Öl auf Leinwand, Detail

Neue Partnerschaft mit der School of Arts der University of Haifa

Anlässlich einer neuen Partnerschaft mit der School of Arts der University of Haifa präsentiert die HFBK Hamburg eine Ausstellung der Künstler*innen Birgit Brandis, Sharon Poliakine und Studierender der HFBK.

Zwischen blauen Frühlingsblumen hindurch ist der Haupteingang der HFBK Hamburg mit seinem Portal zu erkennen.

Der Eingang der HFBK Hamburg im Frühling; Foto: Ronja Lotz

Aktuelle Ausstellungsempfehlungen

Derzeit finden zahlreiche Ausstellungen mit HFBK-Beteiligung statt. Wir stellen eine kleine Auswahl vor und laden zum Ausstellungsbesuch in der vorlesungsfreien Zeit.

Sieben Personen stehen vor einer bunten Wand aus unterschiedlich farbigen Stoffstreifen.

Besucher*innen der Jahresausstellung 2024; Foto: Lukes Engelhardt

Jahresausstellung 2024 an der HFBK Hamburg

Vom 9. - 11. Februar 2024 (jeweils 14 - 20 Uhr) präsentieren die Studierenden der HFBK Hamburg ihre künstlerischen Produktionen des letzten Jahres. Im ICAT ist neben der von Nadine Droste kuratierten Gruppenausstellung »Think & Feel! Speak & Act!« mit Arbeiten von Master-Studierenden auch die Präsentation der Austauschstudierenden des Goldsmiths, University of London, zu sehen.

Begutachtung der eingereichten Mappen durch die Aufnahmekommission

How to apply: Studium an der HFBK Hamburg

Vom 1. Februar bis 5. März 2024, 16 Uhr läuft die Bewerbungsfrist für ein Studium an der HFBK Hamburg. Alle wichtigen Infos dazu gibt es hier.

In der linken Bildhälfte wird ein Übermensch großes Objekt gezeigt. Ein aus Metall bestehender Kubus mit unterschiedlichen Objekten darin. Dahinter kann man vier Leinwände, die ein hochkantiges Format aufweisen, erahnen. An der rechten Wand steht eine Tischvitrine und an der Wand sind zwei großformatige Blätter angebracht.

Ausstellungsansicht des Hiscox Kunstpreises 2023; Foto: Tim Albrecht

(Ex)Changes of / in Art

Zum Jahresende ist an der HFBK Hamburg viel los: Ausstellungen im ICAT, die Open Studios der ASA-Studierenden in der Karolinenstraße, Performances in der Extended Library und Vorträge in der Aula Wartenau.

Extended Libraries

Wissen ist heute von überall und zeitunabhängig abrufbar. Welche Rolle(n) können dann noch Bibliotheken übernehmen? Wie können sie nicht nur als Wissensarchiv dienen, sondern die künstlerische Wissensproduktion unterstützen? Beispielhaft stellen wir Bibliotheksprojekte von Studierenden und Alumni sowie unseren neuen Wissensraum vor: die Extended Library.

Semestereröffnung 2023/24

Wir begrüßen die zahlreichen neuen Studierenden zum akademischen Jahr 2023/24 an der HFBK Hamburg. Ein herzliches Willkommen gilt auch den neuen Professor*innen, die wir Ihnen hier vorstellen möchten.

Auf einer Wand wurden Buchseiten mit Malereien und Zeichnungen in unterschiedlichen Formaten angebracht. Außerdem sind zwei Buchumschläge des Buches "Die Völker der Erde" zusehen.

Detailansicht Rajkamal Kahlon, People of the Earth (Die Völker der Erde), 2017 - 2021

And Still I Rise

Seit über 20 Jahren gilt das Interesse der US-amerikanischen Künstlerin Rajkamal Kahlon den Zusammenhängen von Ästhetik und Macht, die über historische und geografische Grenzen hinweg vornehmlich durch Gewalt organisiert sind. Mit dieser Einzelausstellung stellt die HFBK Hamburg das vielseitige Werk der Professorin für Malerei und Zeichnen erstmals dem Hamburger Kunstpublikum vor.

Eine Person steht an einem Mischpult auf der Bühne der Aula. Hinter ihr laufen bunte nonfigurative Bilder auf einer großen Leinwand. Im Vordergrund der Szene liegen die Besuchenden auf dem Boden, gebettet auf Kissen. Ein helles Licht strahlt aus der linken oberen Ecke in die Kamera.

Festival "Klassentreffen" von Prof. Michaela Melián, Konzert von Nika Son; Foto: Lukes Engelhardt

No Tracking. No Paywall.

Just Premium Content! Der (fehlende) Sommer bietet die ideale Gelegenheit, um Versäumtes nachzuholen. In der Mediathek der HFBK Hamburg lassen uns Lehrende, Studierende und Alumni an Wissen und Diskussionen teilhaben – an emotionalen Momenten und kontroversen Diskursen. Durch Podcasts und Videos bringen sie sich in aktuelle Debatten ein und behandeln wichtige Themen, die gerade im Fokus stehen.

Let's talk about language

An der HFBK Hamburg studieren aktuell ca. 350 internationale Studierende, die 55 unterschiedliche Sprachen sprechen – zumindest sind das die offiziellen Amtssprachen ihrer Herkunftsländer. Ein Viertel der Lehrenden hat einen internationalen Hintergrund. Tendenz steigend. Aber wie gehen wir im Alltag mit der Vielsprachigkeit der Hochschulmitglieder produktiv um? Welche Wege der Verständigung lassen sich finden? Die aktuelle Lerchenfeld-Ausgabe beschäftigt sich mit kreativen Lösungen im Umgang mit Mehrsprachigkeit und lässt zahlreiche ehemalige internationale Studierende zu Wort kommen.

In der Eingangshalle der HFBK steht eine Holzbude mit dem hinterleuchteten Schriftzug "Würstelinsel". Davor stehen ein paar Leute.

Hanna Naske, Würstelinsel, 2023, Installation in der Eingangshalle der HFBK Hamburg; Foto: Miriam Schmidt / HFBK

Graduate Show 2023: Unfinished Business

Vom 13. bis 16. Juli 2023 präsentieren 165 Bachelor- und Master-Absolvent*innen des Jahrgangs 2022/23 ihre Abschlussarbeiten aus allen Studienschwerpunkten. Unter dem Titel Final Cut laufen zudem alle Abschlussfilme auf großer Leinwand in der Aula der HFBK Hamburg.

Ein verkleideter Mann mit Sonnenbrille hält ein Schild in Sternform in die Kamera. Darauf steht "Suckle". Das Bild ist in Schwarz-Weiß aufgenommen.

Foto: Honey-Suckle Company

Let`s work together

Kollektive haben Konjunktur im Kunstbetrieb. Und das schon seit mehreren Jahrzehnten. Zum Start des Sommersemesters 2023 widmet sich die aktuelle Ausgabe des Lerchenfeld-Magazins dem Thema der kollektiven Praxis, stellt ausgewählte Kollektive vor und geht aber auch den Gefahren und Problemen kollektiven Arbeitens nach.

Jahresausstellung 2023, Arbeit von Toni Mosebach / Nora Strömer; Foto: Lukes Engelhardt

Jahresausstellung 2023 an der HFBK Hamburg

Vom 10.-12. Februar präsentieren Studierende aus allen Schwerpunkten ihre künstlerischen Arbeiten im Gebäude am Lerchenfeld, in der Wartenau 15 und im AtelierHaus. Im dort ansässigen ICAT kuratiert Tobias Peper, Künstlerischer Leiter des Kunstvereins Harburger Bahnhof, eine Ausstellung mit HFBK-Masterstudierenden. Zudem stellen dort 10 Austauschstudierende des Goldsmiths, University of London ihre Arbeiten aus.

Symposium: Kontroverse documenta fifteen

Mit dem Symposium zur documenta fifteen am 1. und 2. Februar 2023 möchte die HFBK Hamburg Hintergründe und Zusammenhänge analysieren, unterschiedliche Standpunkte ins Gespräch bringen und eine Debatte ermöglichen, die explizit den Antisemitismus im Kunstfeld thematisiert. Die Veranstaltung bietet Raum für divergente Positionen und will Perspektiven für die Gegenwart und Zukunft des Ausstellungmachens eröffnen.

ASA Open Studios im Wintersemester 2021/22; Foto: Marie-Theres Böhmker

ASA Open Studios im Wintersemester 2021/22; Foto: Marie-Theres Böhmker

Das Beste kommt zum Schluss

Zum Jahresende finden nochmals zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen mit HFBK-Kontext statt. Einige davon tragen wir hier zusammen. Auch einen kurzen Ausblick auf zwei Vorträge im Rahmen des Professionalisierungsprogramms im Januar finden sich in darunter.

Non-Knowledge, Laughter and the Moving Image, Grafik: Leon Lothschütz

Non-Knowledge, Laughter and the Moving Image, Grafik: Leon Lothschütz

Festival und Symposium: Non-Knowledge, Laughter and the Moving Image

Als abschließender Teil des künstlerischen Forschungsprojekts laden das Festival und Symposium vom 24.-27. November 2022 zu Vorführungen, Performances, Vorträgen und Diskussionen ein, die das Potenzial der bewegten Bilder und des (menschlichen und nicht-menschlichen) Körpers erforschen, unseren gewohnten Kurs umzukehren und die herrschende Ordnung der Dinge zu verändern.

Blick in die vollbesetzte Aula zum Semesterstart; Foto: Lukas Engelhardt

Blick in die vollbesetzte Aula zum Semesterstart; Foto: Lukas Engelhardt

Herzlich willkommen - und los geht's!

Wir freuen uns, zum Wintersemester 2022/23 viele neue Gesichter an der HFBK Hamburg begrüßen zu können. Einige Informationen und Hintergründe zu unseren neuen Professor*innen und Gastprofessor*innen stellen wir hier zusammen.

Einzelausstellung von Konstantin Grcic

Vom 29. September bis 23. Oktober 2022 zeigt Konstantin Grcic (Professor für Industriedesign) im ICAT - Institute for Contemporary Art & Transfer der HFBK Hamburg eine raumgreifende Installation aus von ihm gestalteten Objekten und bereits existierenden, neu zusammengestellten Gegenständen. Parallel wird der von ihm konzipierte Raum für Workshops, Seminare und Büro-Arbeitsplätze im AtelierHaus in Betrieb genommen.

Amna Elhassan, Tea Lady, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm

Amna Elhassan, Tea Lady, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm

Kunst und Krieg

„Jeder Künstler ist ein Mensch“. Diese so zutreffende wie existenzialistische Feststellung von Martin Kippenberger (in ironischer Umformulierung des bekannten Beuys Zitats) bringt es in vielerlei Hinsicht auf den Punkt. Zum einen erinnert sie uns daran, nicht wegzusehen, (künstlerisch) aktiv zu handeln und unsere Stimmen zu erheben. Gleichzeitig ist sie eine Ermahnung, denen zu helfen, die in Not sind. Und das sind im Moment sehr viele Menschen, unter ihnen zahlreiche Künstler*innen. Deshalb ist es für Kunstinstitutionen wichtig, nicht nur über Kunst, sondern auch über Politik zu diskutieren.

Merlin Reichert, Die Alltäglichkeit des Untergangs, Installation in der Galerie der HFBK; Foto: Tim Albrecht

Graduate Show 2022: We’ve Only Just Begun

Vom 8. bis 10. Juli 2022 präsentieren mehr als 160 Bachelor- und Master-Absolvent*innen des Jahrgangs 2021/22 ihre Abschlussarbeiten aus allen Studienschwerpunkten. Unter dem Titel Final Cut laufen zudem alle Abschlussfilme auf großer Leinwand in der Aula der HFBK Hamburg. Parallel ist in der Galerie der HFBK im Atelierhaus die Ausstellung der sudanesischen Gastlektorin Amna Elhassan zu sehen.

Grafik: Nele Willert, Dennise Salinas

Grafik: Nele Willert, Dennise Salinas

Der Juni lockt mit Kunst und Theorie

So viel Programm war schon lange nicht mehr: Ein dreitägiger Kongress zur Visualität des Internets bringt internationale Webdesigner*innen zusammen; das Forscher*innenkollektiv freethought diskutiert über die Rolle von Infrastrukturen und das Symposium zum Abschied der Professorin Michaela Ott greift zentrale Fragen ihrer Forschungstätigkeit auf.

Renée Green. ED/HF, 2017. Film still. Courtesy of the artist, Free Agent Media, Bortolami Gallery, New York, and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne/Munich.

Renée Green. ED/HF, 2017. Film still. Courtesy of the artist, Free Agent Media, Bortolami Gallery, New York, and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne/Munich.

Finkenwerder Kunstpreis 2022

Der 1999 vom Kulturkreis Finkenwerder e.V. initiierte Finkenwerder Kunstpreis hat eine Neuausrichtung erfahren: Als neuer Partner erweitert die HFBK Hamburg den Preis um den Aspekt der künstlerischen Nachwuchsförderung und richtet ab 2022 die Ausstellung der Prämierten in der HFBK Galerie aus. Mit dem diesjährigen Finkenwerder Kunstpreis wird die US-amerikanische Künstlein Renée Green ausgezeichnet. Die HFBK-Absolventin Frieda Toranzo Jaeger erhält den Finkenwerder Förderpreis der HFBK Hamburg.

Amanda F. Koch-Nielsen, Motherslugger; Foto: Lukas Engelhardt

Amanda F. Koch-Nielsen, Motherslugger; Foto: Lukas Engelhardt

Nachhaltigkeit im Kontext von Kunst und Kunsthochschule

Im Bewusstsein einer ausstehenden fundamentalen gesellschaftlichen Transformation und der nicht unwesentlichen Schrittmacherfunktion, die einem Ort der künstlerischen Forschung und Produktion hierbei womöglich zukommt, hat sich die HFBK Hamburg auf den Weg gemacht, das Thema strategisch wie konkret pragmatisch für die Hochschule zu entwickeln. Denn wer, wenn nicht die Künstler*innen sind in ihrer täglichen Arbeit damit befasst, das Gegebene zu hinterfragen, genau hinzuschauen, neue Möglichkeiten, wie die Welt sein könnte, zu erkennen und durchzuspielen, einem anderen Wissen Gestalt zu geben

Atelier-Neubau in der Häuserflucht am Lerchenfeld

Atelier-Neubau in der Häuserflucht am Lerchenfeld, im Hintergrund der Bau von Fritz Schumacher; Foto: Tim Albrecht

Raum für die Kunst

Nach mehr als 40 Jahren intensiven Bemühens wird für die HFBK Hamburg ein lang gehegter Traum Wirklichkeit. Mit dem neu eröffneten Ateliergebäude erhalten die Studienschwerpunkte Malerei/Zeichnen, Bildhauerei und Zeitbezogene Medien endlich die dringend benötigten Atelierräume für Master-Studierende. Es braucht einfach Raum für eigene Ideen, zum Denken, für Kunstproduktion, Ausstellungen und als Depot.

Martha Szymkowiak / Emilia Bongilaj, Installation “Mmh”; Foto: Tim Albrecht

Martha Szymkowiak / Emilia Bongilaj, Installation “Mmh”; Foto: Tim Albrecht

Jahresausstellung 2022 an der HFBK Hamburg

Nach der digitalen Ausgabe im letzten Jahr, findet die Jahresausstellung 2022 an der HFBK Hamburg wieder mit Publikum statt. Vom 11.-13. Februar präsentieren die Studierenden aus allen Studienschwerpunkten ihre künstlerischen Arbeiten im Gebäude am Lerchenfeld, in der Wartenau 15 und im neu eröffneten Atelierhaus.

Annette Wehrmann, photography from the series Blumensprengungen, 1991-95; Foto: Ort des Gegen e.V., VG-Bild Kunst Bonn

Annette Wehrmann, photography from the series Blumensprengungen, 1991-95; Foto: Ort des Gegen e.V., VG-Bild Kunst Bonn

Conference: Counter-Monuments and Para-Monuments

The international conference at HFBK Hamburg on December 2-4, 2021 – jointly conceived by Nora Sternfeld and Michaela Melián –, is dedicated to the history of artistic counter-monuments and forms of protest, discusses aesthetics of memory and historical manifestations in public space, and asks about para-monuments for the present.

23 Fragen des Institutional Questionaire, grafisch umgesetzt von Ran Altamirano auf den Türgläsern der HFBK Hamburg zur Jahresausstellung 2021; Foto: Charlotte Spiegelfeld

23 Fragen des Institutional Questionaire, grafisch umgesetzt von Ran Altamirano auf den Türgläsern der HFBK Hamburg zur Jahresausstellung 2021; Foto: Charlotte Spiegelfeld

Diversity

Wer spricht? Wer malt welches Motiv? Wer wird gezeigt, wer nicht? Identitätspolitische Fragen spielen in der Kunst und damit auch an der HFBK Hamburg eine wichtige Rolle. Das hochschuleigene Lerchenfeld-Magazin beleuchtet in der aktuellen Ausgabe Hochschulstrukturen sowie Studierendeninitiativen, die sich mit Diversität und Identität befassen.

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Summer Break

Die HFBK Hamburg befindet sich in der vorlesungsfreien Zeit, viele Studierende und Lehrende sind im Sommerurlaub, Kunstinstitutionen haben Sommerpause. Eine gute Gelegenheit zum vielfältigen Nach-Lesen und -Sehen:

ASA Open Studio 2019, Karolinenstraße 2a, Haus 5; Foto: Matthew Muir

ASA Open Studio 2019, Karolinenstraße 2a, Haus 5; Foto: Matthew Muir

Live und in Farbe: die ASA Open Studios im Juni 2021

Seit 2010 organisiert die HFBK das internationale Austauschprogramm Art School Alliance. Es ermöglicht HFBK-Studierenden ein Auslandssemester an renommierten Partnerhochschulen und lädt vice versa internationale Kunststudierende an die HFBK ein. Zum Ende ihres Hamburg-Aufenthalts stellen die Studierenden in den Open Studios in der Karolinenstraße aus, die nun auch wieder für das kunstinteressierte Publikum geöffnet sind.

Studiengruppe Prof. Dr. Anja Steidinger, Was animiert uns?, 2021, Mediathek der HFBK Hamburg, Filmstill

Studiengruppe Prof. Dr. Anja Steidinger, Was animiert uns?, 2021, Mediathek der HFBK Hamburg, Filmstill

Vermitteln und Verlernen: Wartenau Versammlungen

Die Kunstpädagogik Professorinnen Nora Sternfeld und Anja Steidinger haben das Format „Wartenau Versammlungen“ initiiert. Es oszilliert zwischen Kunst, Bildung, Forschung und Aktivismus. Ergänzend zu diesem offenen Handlungsraum gibt es nun auch eine eigene Website, die die Diskurse, Gespräche und Veranstaltungen begleitet.

Ausstellungsansicht "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Foto: Maximilian Schwarzmann

Ausstellungsansicht "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Foto: Maximilian Schwarzmann

Schule der Folgenlosigkeit

Alle reden über Folgen: Die Folgen des Klimawandels, der Corona-Pandemie oder der Digitalisierung. Friedrich von Borries (Professor für Designtheorie) dagegen widmet sich der Folgenlosigkeit. In der "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg verknüpft er Sammlungsobjekte mit einem eigens für die Ausstellung eingerichteten „Selbstlernraum“ so, dass eine neue Perspektive auf „Nachhaltigkeit“ entsteht und vermeintlich allgemeingültige Vorstellungen eines „richtigen Lebens“ hinterfragt werden.

Jahresausstellung 2021 der HFBK Hamburg

Jahresausstellung einmal anders: Vom 12.-14. Februar 2021 hatten die Studierenden der Hochschule für bildende Künste Hamburg dafür gemeinsam mit ihren Professor*innen eine Vielzahl von Präsentationsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen erschlossen. Die Formate reichten von gestreamten Live-Performances über Videoprogramme, Radiosendungen, eine Telefonhotline, Online-Konferenzen bis hin zu einem Webshop für Editionen. Darüber hinaus waren vereinzelte Interventionen im Außenraum der HFBK und in der Stadt zu entdecken.

Katja Pilipenko

Katja Pilipenko

Semestereröffnung und Hiscox-Preisverleihung 2020

Am Abend des 4. Novembers feierte die HFBK die Eröffnung des akademischen Jahres 2020/21 sowie die Verleihung des Hiscox-Kunstpreises im Livestream – offline mit genug Abstand und dennoch gemeinsam online.

Ausstellung Transparencies mit Arbeiten von Elena Crijnen, Annika Faescke, Svenja Frank, Francis Kussatz, Anne Meerpohl, Elisa Nessler, Julia Nordholz, Florentine Pahl, Cristina Rüesch, Janka Schubert, Wiebke Schwarzhans, Rosa Thiemer, Lea van Hall. Betreut von Prof. Verena Issel und Fabian Hesse; Foto: Screenshot

Ausstellung Transparencies mit Arbeiten von Elena Crijnen, Annika Faescke, Svenja Frank, Francis Kussatz, Anne Meerpohl, Elisa Nessler, Julia Nordholz, Florentine Pahl, Cristina Rüesch, Janka Schubert, Wiebke Schwarzhans, Rosa Thiemer, Lea van Hall. Betreut von Prof. Verena Issel und Fabian Hesse; Foto: Screenshot

Digitale Lehre an der HFBK

Wie die Hochschule die Besonderheiten der künstlerischen Lehre mit den Möglichkeiten des Digitalen verbindet.

Alltagsrealität oder Klischee?; Foto: Tim Albrecht

Alltagsrealität oder Klischee?; Foto: Tim Albrecht

Absolvent*innenstudie der HFBK

Kunst studieren – und was kommt danach? Die Klischeebilder halten sich standhaft: Wer Kunst studiert hat, wird entweder Taxifahrer, arbeitet in einer Bar oder heiratet reich. Aber wirklich von der Kunst leben könnten nur die wenigsten – erst Recht in Zeiten globaler Krisen. Die HFBK Hamburg wollte es genauer wissen und hat bei der Fakultät der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg eine breit angelegte Befragung ihrer Absolventinnen und Absolventen der letzten 15 Jahre in Auftrag gegeben.

Ausstellung Social Design, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Teilansicht; Foto: MKG Hamburg

Ausstellung Social Design, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Teilansicht; Foto: MKG Hamburg

Wie politisch ist Social Design?

Social Design, so der oft formulierte eigene Anspruch, will gesellschaftliche Missstände thematisieren und im Idealfall verändern. Deshalb versteht es sich als gesellschaftskritisch – und optimiert gleichzeitig das Bestehende. Was also ist die politische Dimension von Social Design – ist es Motor zur Veränderung oder trägt es zur Stabilisierung und Normalisierung bestehender Ungerechtigkeiten bei?