2024/08/21: Pressemitteilung zur Ausstellung "Die Neue Frau"
Alma de l’Aigle, Anni Albers, Marianne Amthor, Ruth Bessoudo, Elise Blumann, Jutta Bossard Krull, Maya Chrusecz, Grete Gross, Elsbeth Köster, Alen Müller-Hellwig, Trude Petri, Marlene Poelzig, Hildi Schmidt Heins und Sophie Taeuber-Arp
Pressevorbesichtigung: Mittwoch, 18. September 2024, 11 Uhr
Laufzeit der Ausstellung: 20. September – 27. Oktober 2024
ICAT der HFBK Hamburg
täglich geöffnet außer montags, 14-19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr
Die Ausstellung Die Neue Frau präsentiert mehr als 50 Arbeiten von 14 ausgewählten Künstlerinnen und Gestalterinnen, die ab 1907 an der Staatlichen Kunstgewerbeschule zu Hamburg, der Vorgängerinstitution der HFBK, studierten. Anfangs durften sie nur als „Hospitantinnen“ ausgewählte Kurse besuchen, 1908 erfolgte dann die Einrichtung einer Werkstatt für weibliches Handarbeiten und 1909 wurde Maria Brinckmann als erste weibliche Lehrkraft berufen. Damit durften Frauen bereits lange vor der offiziellen Zulassung an staatlichen Kunsthochschulen 1919 in Hamburg studieren.
Von den Künstlerinnen und Gestalterinnen wurden einige international bekannt, andere dagegen blieben viele Jahre und Jahrzehnte unerkannt und wurden von Museen, dem Kunstmarkt und der Öffentlichkeit übersehen. Erst seit einigen Jahren werden diese Leerstellen im Kanon der Kunstgeschichte und der Museen aufgearbeitet. Auch die HFBK Hamburg widmet sich mit dieser Ausstellung einem Kapitel ihrer institutionellen Geschichte und will die Arbeiten ihrer ehemaligen Studentinnen würdigen und ihnen die Aufmerksamkeit geben, die sie verdienen.
Im Zentrum der Ausstellung stehen künstlerische Arbeiten, Designobjekte und Entwürfe. Die Provenienz und Sammlungsgeschichten der gezeigten Werke erzählen dabei selbst ein Stück Kunstgeschichte: Neben Arbeiten aus Hamburger Museen oder Sammlungen waren auch zahlreiche internationale Leihgaben erforderlich, um die Künstlerinnen in den Ausstellungsräumen ihrer ehemaligen Hochschule zu präsentieren. Damit spiegelt die Ausstellung die bewegten Lebensläufe der Künstlerinnen anschaulich wieder: Die Zeit der 1920er Jahre war geprägt von avantgardistischen Ansätzen in einer kurzen Phase der Emanzipation und Freiheit. Dafür steht sinnbildlich auch der Ausstellungstitel Die Neue Frau. Diese Bezeichnung beschreibt eine moderne, unabhängige Frau, die traditionelle Geschlechterrollen und gesellschaftliche Erwartungen hinterfragte und veränderte. Die „Neue Frau“ war ein Symbol für den sozialen Wandel und den Fortschritt, ein neues Ideal der Weiblichkeit, das auf Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Modernität beruhte.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde sie ab 1933 ebenso zum Feindbild erklärt, wie der Typus der unabhängigen Künstlerin selbst. Einige der ausgestellten Künstlerinnen wurden durch die politischen Umstände ins Exil gezwungen, mussten Arbeiten zurücklassen und konnten ihre künstlerische Laufbahn nur eingeschränkt verfolgen. Einige waren potenziell auch Mitläuferinnen oder Unterstützerinnen des Regimes. Die kritische Betrachtung der individuellen Lebensläufe leistet neben der Ausstellung weiterführend auch die digitale Publikation.
Die Ausstellung wird von der Kunsthistorikerin Prof. Dr. Ina Jessen kuratiert, die zuletzt Dix und die Gegenwart in den Deichtorhallen Hamburg kuratorisch verantwortete. Die kuratorische Assistenz wurde von Anne Meerpohl übernommen. Studierende der Bühnenraum-Klasse (Prof. Evi Bauer) haben die Ausstellungsgestaltung entwickelt, Studierende der Klasse Digitale Grafik (Prof. Christoph Knoth und Prof. Konrad Renner) haben die Konzeption der digitalen Publikation übernommen. Im Begleitprogramm werden aktuelle Studentinnen der HFBK Hamburg ihre Arbeiten vorstellen und auf die historischen Positionen Bezug nehmen. So werden Verbindungen zwischen Künstlerinnengenerationen geschaffen und die damaligen Themen aktualisiert.
Die Ausstellung wird großzügig gefördert von der Hubertus Wald Stiftung und der Karl H. Ditze Stiftung.
Bilder zum Download:
- Ausstellungsansichten Die Neue Frau; Foto: Tim Albrecht
- Hildegard Heise, Die Teppich-Weberin Alen Müller-Helwig bei der Arbeit, um 1930; Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
- Marlene Poelzig, um 1920; Foto: Erbengemeinschaft Marlene Poelzig
- Trude Petri; Foto: Manufakturarchiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH
- Trude Petri, Kaffeeservice "Urbino", Manufakturarchiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH; Foto: Hans Zeidler
- Anni Albers, Gunta Stölzl im Ateliergebäude Bauhaus Dessau, Reproabzug, ohne Datierung; Originalaufnahme, April 1927; Foto: Bauhaus-Archiv Berlin
- Grete Gross, Der König der Füllfederhalter, aus "Das Plakat", 1921; Foto: Archiv der HFBK Hamburg
- Elise Blumann, Selbstporträt, 1937; Foto: Cruthers Collection of Women's Art, The University of Western Australia
- Elsbeth Köster, Korbflechter in Cranz: Das Flechten, 1930er Jahre; Foto: Nachlass Elsbeth Köster, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
- Hildi Schmidt Heins, Nonnen in Brüssel, Belgien, 1938; Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, © Archiv Schmidt Heins
- Hildi Schmidt Heins, Travemünde, 1938; Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, © Archiv Schmidt Heins
- Marianne Amthor, Einladung aus "Das Plakat", 1921, S. 376; Foto: Archiv der HFBK Hamburg
- Marianne Amthor, Frau mit Stola und Fächer, aus der Künstlerkarten-Serie Kunstgewerbe und Mode, 1919; Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Anna Russ
- Ruth Bessoudo, Cachicamo Flor, 1960
Kontakt:
Beate Anspach
Telefon: +49 40 42 89 89-405
Mail: beate.anspach@hfbk.hamburg.de
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