PhD in Art Practice
Die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK Hamburg) betreut in einem bundesweit einmaligen Pilotprogramm Promotionen in Art Practice. In diesem rein künstlerischen PhD-Programm entstehen Arbeiten, die aus unterschiedlichen Perspektiven Beiträge zur künstlerischen Praxis und zur Forschung in den Künsten, ihren Methoden, Kontexten und Werkzeugen leisten.
Das Programm startet mit einem thematischen Fokus mit dem Titel Being(s): Artistic Research in Transformative Contexts of Health. Vor diesem Hintergrund werden künstlerische Promotionsvorhaben gesucht, die sich im Zusammenhang multipler gesellschaftlicher Transformationsprozesse mit wandelnden Konzepten und erweiterten Kategorien von Gesundheit aus künstlerischer Perspektive auseinandersetzen. Die einzelnen Projekte untersuchen mit den Methoden der Künste, wie die tiefgreifenden gesellschaftlichen, politischen und technologischen Dynamiken der Gegenwart Begriffe und Vorstellungen von Gesundheit, Körper und Leben auf planetarer Ebene umgestalten. Die Methoden und Forschungsprozesse werden in gemeinsamen Kolloquien, Konferenzen und Ausstellungen reflektiert und die Ergebnisse in künstlerischen Formaten öffentlich zugänglich und erfahrbar gemacht.
Ziel ist es, nach dem dreijährigen thematischen Pilotprojekt ein Postgraduiertenprogramm mit einem künstlerisch-forschenden Ansatz dauerhaft weiterzuführen. Vorbehaltlich einer Förderzusage stehen für das Pilotprogramm dreijährige Stipendien zur Verfügung, um die sich nach Aufnahme in das Programm beworben werden kann.
Die HFBK Hamburg ermöglicht und fördert damit praxis-basierte künstlerische Promotionen. Der Fokus liegt auf der Weiterentwicklung und Stärkung der ästhetischen Wissensproduktion in den Künsten und durch die Künste. Im Zentrum des Programms steht die inter- und transdisziplinäre Forschung innerhalb und mittels der Praxis künstlerischer Arbeitsprozesse. In das Programm aufgenommen werden können Projekte, die eigenständig und kritisch zur Erarbeitung von Wissen in einem spezifischen Feld der Künste beitragen und die sowohl im Prozess als auch im Ergebnis, Praxis, Reflexion und deren Dokumentation umfassen.
Struktur
Mit dem dreijährigen Postgraduierten-Programm Being(s): Artistic Research in Transformative Contexts of Health möchte die HFBK erstmalig ein international anschlussfähiges postgraduales Qualifizierungsangebot im Feld der künstlerischen Forschung für Künstler*innen zu Beginn ihrer Karriere anbieten.
Das Programm wird vom Promotionsausschuss für PhD in Art Practice konzipiert und engmaschig begleitet, dem internationale Lehrende der HFBK angehören: Prof. Kader Attia, Prof. Angela Bulloch, Prof. Simon Denny, Prof. Omer Fast, Prof. Rajkamal Kahlon und Prof. Adina Pintilie.
In enger Kooperation mit dem Forschungsbereich Leben im Anthropozän: Körper, Gesundheit, Gesellschaft im Rahmen des BA-Studiengangs Liberal Arts & Sciences an der Universität Hamburg (UHH) werden gemeinsam mit Prof. Dr. Sophie Witt (UHH, Professorin für Literaturwissenschaft, insbesondere Wissenskulturen und Interdisziplinarität) Forschungs-, Studien- und Lehrprogramme entwickelt und erprobt, die aktuelle Fragen von Gesundheit mit anderen Gegenwartsdiskursen verknüpfen und sie explizit an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst situieren. Für diesen Theorie-Praxis-Transfer werden in konkreten thematischen Konstellationen Formate geschaffen, die als Labor und Practice Hub dienen.
Inhaltlicher Rahmen
Die Welt ist angesichts gegenwärtiger Herausforderungen abhängiger denn je von neuen Impulsen und einem radikalen Umdenken in allen Lebensbereichen. In einer Zeit, in der tiefgreifende Transformationsprozesse die Bedingungen des Lebens grundlegend verändern, stellen sich auf der lokalen, der globalen und auf der planetaren Ebene Folgen ein, die noch unabsehbare Konsequenzen für die Gesundheit aller Lebewesen auf diesem Planeten haben werden. Die sich immer wieder neu stellende Frage nach den Bedingungen von Gesundheit kann auf allen Ebenen als eines der wichtigsten Probleme betrachtet werden, das durch bewaffnete Konflikte, Klimakrisen, Pandemien und wachsende Herausforderungen in der öffentlichen Gesundheitsversorgung immer weiter verschärft wird. Dabei ist es unerlässlich, nicht nur die Entwicklung der medizinischen Wissenschaften voranzutreiben, sondern Gesundheit in einem erweiterten Feld zu betrachten. Dieses erfordert interdisziplinäre Strategien und radikal neue Denkansätze, denn Gesundheit bedeutet weit mehr als die Freiheit von Krankheit.
Künstlerische Dimensionen können zu einem umfassenderen Verständnis von Gesundheit in Gegenwart und Zukunft beitragen und zu experimentellen, ästhetischen und strukturellen Beschreibungskategorien für spezifische Weltverhältnisse und sich rasch verändernde Lebensbedingungen werden. Durch die Reflexion der ästhetisch-konzeptionellen Grundlagen und Rahmenbedingungen, die die Wahrnehmung und Erfahrung von Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen und prägen, zielt das Forschungsprogramm zum einen auf die Analyse der Mechanismen, Instrumente und Ordnungen, die bestehende systemische und normative Strukturen definieren. Zum anderen sollen Vorschläge aus der Kunst formuliert werden, um neue Bezugssysteme sichtbar zu machen, die Gesundheit als ein dynamisches Verhältnis von unterschiedlichen Lebensformen, (im)materiellen Bedingungen und systemischen Kontexten verstehen.
Curriculum
Für Promovierende wird ein speziell entwickeltes Curriculum angeboten, das sich Methoden und Praxis der künstlerischen Forschung widmet. Hierfür werden Seminarangebote geschaffen, die eine begriffliche, methodische und strukturelle Grundlage für die gemeinsame Arbeit bilden und sich zudem mit forschungspraktischen Fragestellungen im Kontext der einzelnen Projekte beschäftigen.
Einmal pro Semester findet ein künstlerisches Forschungskolloquium statt, das die jeweiligen Entwicklungen in den Projekten ins Zentrum stellt. Hier werden Bezüge innerhalb der Gruppe herausgearbeitet und gegenseitige Vernetzung gestärkt. Externe Gäste geben Impulse und erweitern die Bezüge des Netzwerks. Das Format variiert zwischen Workshop und Präsentation von Prototypen, gemeinsamen Exkursionen sowie öffentlichen Elementen und Diskursveranstaltungen.
Regelmäßig finden öffentliche Veranstaltungen, wie zum Beispiel künstlerisch-wissenschaftliche Vortrags- und Diskussionsprogramme, Performances, Ausstellungen oder kuratierte Arbeitssichtungen statt. Die Veranstaltungen sind an spezifischen Themenschwerpunkten ausgerichtet und haben das Ziel, die Sichtbarkeit des Programms in der internationalen Forschungslandschaft zu erhöhen und zugleich die Forschung in den Künsten sichtbar zu machen. Sie dienen zudem der Vernetzung mit anderen Institutionen und Wissenschaftler*innen in Hamburg, um neue Zielgruppen für künstlerische Forschung zu begeistern bzw. sie aktiv mit einzubeziehen.
Die Forschenden sammeln auch als Lehrende an der HFBK Erfahrungen und können sich so auf eine spätere Tätigkeit in Kunstakademien und Universitäten, aber auch in internationalen Kunst- und Kultureinrichtungen, wie Museen, Galerien oder kulturellen Begegnungsorten vorbereiten. Es besteht zudem die Möglichkeit im Austausch mit den betreuenden Professor*innen und in Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen Lehrformate zu entwickeln, die im Kontext des Forschungsbereichs Leben im Anthropozän: Körper, Gesundheit, Gesellschaft im Rahmen des BA-Studiengangs Liberal Arts & Sciences an der Universität Hamburg umgesetzt werden können.
Promotionsausschuss
- Prof. Kader Attia
- Prof. Angela Bulloch
- Prof. Simon Denny
- Prof. Dr. Bettina Uppenkamp
- Prof. Dr. Sophie Witt
Stellvertreter*innen:
- Prof. Omer Fast
- Prof. Rajkamal Kahlon
- Prof. Adina Pintilie
Downloads
- Promotionsordnung und -studienordnung der HFBK für den PhD in Art Practice in der jeweils geltenden Fassung
- Leitlinien zur Sicherung guter künstlerisch und wissenschaftlich forschender Praxis an der HFBK Hamburg in der jeweils geltenden Fassung in Zusammenhang mit
- Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
Hamburg Research Acadamy
Die Hamburg Research Academy ist die zentrale Anlaufstelle von neun Hamburger Hochschulen für Promotionsinteressierte, Promovierende, Postdocs, Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren sowie deren wissenschaftlich Betreuende.
Auf www.hra-hamburg.de finden sich umfassende Informationen zur Förderung der wissenschaftlichen Karriere an den Hamburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Möglichkeiten der überfachlichen Qualifizierung zusammengestellt. Auch bei Überlegungen, einen Weg in die Wirtschaft und andere Berufsfelder einzuschlagen, informieren und unterstützt die HRA durch zielgruppenspezifische Veranstaltungen und Workshopangebote.
Kontakt
Stefan Aue, Referent für künstlerische Forschung
Telefon: +49 40 42 89 89-312
Mail: stefan.aue@hfbk.hamburg.de