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Es ist ein langer Weg

Bärbel Hartje, Ingrid Jäger, Heike Mutter, Anja Steidinger

Personell wie auch inhaltlich sind die Bereiche Gleichstellung und Diversität an der HFBK Hamburg in Bewegung. Lerchenfeld hat die Ansprechpartnerinnen zu einem Roundtable-Gespräch gebeten, um Bilanz zu ziehen und Ausblicke zu geben.


Obwohl die Prüfungen Ende Juni 2021 auf Hochtouren liefen, nahmen sich Ingrid Jäger, Anja Steidinger, Heike Mutter und Bärbel Hartje Zeit für ein Gespräch über ihre Arbeitsgebiete. Ingrid Jäger ist seit 2001 Leiterin der Keramik- und Gipswerkstatt und von 2007 bis Dezember 2020 Gleichstellungsbeauftragte gewesen. Ihr Abschied in den Ruhestand bildete einen wesentlichen Anlass für dieses Treffen. Ihre Nachfolgerin ist Dr. Anja Steidinger, die seit Oktober 2020 die Professur für Kunstpädagogik, Lehramt an Grundschulen innehat. Heike Mutter, Professorin für Anfängerbetreuung im Studienschwerpunkt Grafik/Typografie/Fotografie, ist seit 2007 stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte. Bärbel Hartje, Mitarbeiterin in der Abteilung Kommunikation und Vernetzung, hat vor etwa einem Jahr zusammen mit Patricia Ratzel (in Elternzeit) den Arbeitsbereich Diversität übernommen.


Lerchenfeld: Vielleicht sollten wir am Anfang klären, seit wann es das Amt der Gleichstellungsbeauftragten gibt, was es beeinhaltet und warum es im Hochschulgesetz verankert wurde?

Ingrid Jäger: Adrienne Goehler hat das Amt der Frauenbeauftragten, wie es anfänglich noch hieß, 1989, zu Beginn ihrer Präsidentschaft (1989-2002) an der HFBK Hamburg eingeführt. Eine der ersten Frauenbeauftragten war die Filmprofessorin Helke Sander. Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre wurden diese Stellen aufgrund der massiven politischen Forderungen der Frauen an den Universitäten und Hochschulen eingeführt. Es ging um Geschlechtergerechtigkeit und um die Besetzung von Professuren mit Frauen. In den 1990er Jahren erfolgte in Hamburg die Umbenennung in Gleichstellungsbeauftragte.


Lf: Welche Ausgangssituation habt ihr – Heike und Ingrid – 2007 vorgefunden, als ihr angefangen habt? Welche Handlungsfelder oder welchen Handlungsbedarf gab es und worauf konntet ihr aufbauen?


Heike Mutter: Ich war ja noch gar nicht so lange an der Hochschule und bin da so hineingerutscht. Es lag damals viel brach, weil die Stelle schon mehr als ein halbes Jahr nicht besetzt war. Unsere Vorgängerinnen hatten ihr Amt niedergelegt, als in einem Berufungsverfahren alle drei ausgeschriebenen Professuren an Männer vergeben wurden.


IJ: Ich war schon vorher regelmäßig in der Frauen-Vollversammlung, an der alle lehrenden Frauen der HFBK Hamburg teilnehmen. Sie schlägt die Gleichstellungsbeauftragten vor, die dann im Hochschulsenat jeweils für drei Jahre gewählt werden. So war ich bereits involviert und habe mich dann entschieden, das Amt zu übernehmen. Die höchste Priorität hatte für uns beide, zu den Berufungsverfahren zu gehen, möglichst zu zweit und immer gut vorbereitet zu sein. So ist es mit der Zeit gelungen, den Frauenanteil an der HFBK Hamburg auf 46 Prozent zu erhöhen. Ein Ziel, das wir auch deshalb erreicht haben, weil die Hochschulleitung unser Anliegen unterstützt hat. Dieser Rückhalt ist sehr wichtig.


Lf: 2019 nahm die HFBK Hamburg im Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten zusammen mit der KHM Köln den Spitzenplatz ein. Lässt sich ein solcher Status auf Dauer halten?


IJ: Leider nein. Inzwischen sind wir bei den Professuren wieder bei 38 Prozent. Es ist immer schwierig mit diesen Rankings, weil sich das Verhältnis ständig ändert. Wenn an einer so kleinen Hochschule wie der HFBK Hamburg ein, zwei Professuren an Männer vergeben werden, dann verschieben sich die Prozentzahlen sofort.


HM: Es kommt bei der Beurteilung der Geschlechter-Verhältnisse auch immer sehr auf die Perspektive und den jeweiligen Bereich an. Eine Zeitlang waren die Grundlagen-Professuren, die als Äquivalent zu Juniorprofessuren an Unis niedriger dotiert sind als die Stellen der Eckprofessor*innen, mit fünf Frauen und nur einem Mann besetzt. Positiv gelesen bedeutet dies, dass die Hochschule vermehrt den Frauen den Einstieg in die Lehre ermöglicht. Da es aber auch darum geht, Anfänger*innen nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch beim Ankommen und Einfinden in der Hochschule zu unterstützen und eine solche „Care“-Aufgabe gerne den Frauen zugeschrieben wird, könnte diese Überzahl auch negativ gelesen werden. Aktuell sind wir im Grundlagenbereich aber wieder ein in vielerlei Hinsicht gemischtes Kollegium. Aus der Perspektive der acht Studienschwerpunkte ergibt sich wieder ein anderes Bild: In der Hälfte von ihnen (Film, Bildhauerei, Grafik/Typografie/Fotografie, Design) lehrt jeweils nur eine Frau. Dazu kommt bei zweien ein Missverhältnis bei der Verteilung auf Eckprofessuren und der Grundlagenprofessuren. Es gibt aber auch zwei Schwerpunkte, die mehrheitlich weiblich besetzt sind (Theorie und Geschichte, Zeitbezogene Medien) wie auch der Studienschwerpunkt Malerei/Zeichnen mit der Berufung von Rajkamal Kahlon.


Lf: Welche Strategien hattet ihr?


IJ: Wir hatten vor allem den Grundsatz, dass wir bei einem gravierenden Konflikt in einer Berufung nicht zurücktreten werden. Es sind ja trotz allem demokratische Entscheidungen, die in Berufungskommissionen fallen. Wir waren nicht immer glücklich damit, mussten aber das Ergebnis akzeptieren. Ich habe auch nie ein Veto eingelegt, was bewirkt hätte dass das gesamte Verfahren noch einmal aufgerollt worden wäre. Wenn die Berufungskommission in einem ausgeglichenen Geschlechter-Verhältnis (ausgeglichen heißt, mit einer Abweichung von höchstens 60 zu 40 Prozent) besetzt war, die vorgeschriebene Anzahl an Bewerberinnen eingehalten wurde und über Einwände diskutiert wurde, was ja durch unsere Anwesenheit bezeugt war, ist das Verfahren korrekt gelaufen. Unsere Einstellung war, sich nicht komplett zu überwerfen mit der Hochschulleitung und den Kolleg*innen, die alle viel Arbeit in das Verfahren hineineingesteckt haben. Aber das ist schon auch eine Gratwanderung.


Lf: So wie ich euch beide verstehe, dann kommt es ja auch darauf an, eine andere Kultur und ein Bewusstsein für Gleichstellung an der Hochschule herzustellen. Also ein ständiges Gespräch, denn wenn es in der Berufungskommission oder in den Berufungsverfahren zu schwierigen Situationen kommt, dann ist es ja eigentlich schon zu spät.


HM: Das ist richtig. Aber das Vetorecht verleiht der Stimme der Gleichstellungsbeauftragten trotzdem Gewicht. Ich kann mich gut erinnern, dass man mit einem Verweis auf das Vetorecht Diskussionen anstoßen und die Entscheidungsfindung noch einmal besonders beeinflussen konnte.


Lf: Ein weiteres Handlungsfeld in der Gleichstelllung ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Studium. Ihr habt in dieser Hinsicht viel erreicht, so dass die HFBK Hamburg 2014 zum ersten Mal das Zertifikat zum Audit familiengerechte hochschule erhielt. Was für Erfahrungen habt ihr gemacht?


IJ: Was wirklich lange gedauert hat, war eine sinnvolle Kinder-Notfallbetreuung für studierende Eltern einzurichten. Wir hatten 2014 zunächst eine Kooperation mit einem Dienstleister begonnen, der bei Bedarf qualifiziertes fürsorgendes Personal zu den Familien nach Hause schickt. Das Angebot wurde aber sehr wenig bis gar nicht genutzt.


HM: Offensichtlich war es eine zu große Hemmschwelle, dass es ein externer Anbieter war, und Eltern ihre Kinder im Krankheitsfall lieber einer Person anvertrauen, die sie kennen. Nun probieren wir es anders: Studierende Eltern  und Promovierende können eine Bezuschussung von 200 Euro pro Semester, im Abschlusssemester sogar 300 Euro für Kinderbetreuungskosten in Anspruch nehmen, wenn sie außerhalb der Regelbetreuungszeiten zum Beispiel an einer für ihr Studium wichtigen Hochschulveranstaltung teilnehmen wollen oder in Prüfungsvorbereitungen stecken. Natürlich auch, wenn die Kinder krank sind und deswegen nicht in die Kita gehen können. An der Hochschule für Musik und Theater funktioniert dieses Prinzip gut.


IJ: Als praktische Maßnahmen haben wir gleich zu Beginn unserer Amtszeit den Eltern-Kind-Raum eingerichtet, der so ausgestattet ist, das er als Treffpunkt, aber auch als Rückzugsort und Ruheraum dient, in dem Eltern und Kinder auch schon mal Schlaf nachholen können. Es folgte die Ausstattung der Mensa mit Kinderstühlen. Dann haben wir gemeinsam mit Studierenden des Studio Experimentelles Design von Jesko Fezer die Kinderinsel konzipiert, die während der großen Ausstellungen den Kindern von Mitarbeiter*innen wie Besucher*innen die Möglichkeit bietet, sich künstlerisch zu betätigen – mit wechselnden Themen und Materialien zu jeder Ausstellung. Dabei werden sie von Studierenden betreut.


HM: Darüber hinaus geht es außerdem ganz allgemein um die Frage, wie man hier physischen und gedanklichen Raum schafft für Kinder und ein Bewusstsein dafür, dass es überhaupt studierende Eltern gibt.


Lf: Was unter Gleichstellung zu verstehen ist, haben wir nun umrissen. Aber was bedeutet im Verhältnis dazu Diversität?


Bärbel Hartje: Ingrid und Heike haben schon länger darauf hingearbeitet, dass der Gleichstellungsbereich ausgebaut werden muss, weil alleine Geschlechtergleichstellung nicht ausreichend ist, wenn es darum geht, eine allgemeine Chancengleichheit für alle Menschen herzustellen. Und so wurde der Bereich Diversität eingeführt und in dem Verwaltungsbereich Kommunikation und Vernetzung der HFBK Hamburg verankert. Dies erfolgte vor dem Hintergrund, dass Merkmale einer diversen Kultur wie beispielsweise Perspektivenvielfalt oder Internationalität an der HFBK bereits gelebt werden, dies aber wenig sichtbar kommuniziert wird. Zum andern wird künftig über Veranstaltungsangebote eine diversitätsorientierte Hochschulkultur weiter ausgebaut.


Lf: Wie sieht denn bei der Diversität die gesetzliche Verankerung aus?


BH: Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gibt es seit 2006, also auch schon seit 15 Jahren. Und das ist für jeden Arbeitgeber bindend. Als öffentliche Institution eine diversitätsorientierte Hochschulkultur zu entwickeln bedeutet, Programm, Personal und Publikum genau anzuschauen, wie divers dieses aufgestellt ist. Wie divers ist unser Lehrangebot? Welche Diskurse verfolgen wir hier und wie offen werden sie geführt? Wie erweiterungsfähig sind die Diskurse? Wie viel Diversität gibt es bei den Hochschulmitgliedern? Und wie divers ist das Publikum, das zu unseren Ausstellungen, Symposien, und Vortragsreihen kommt? Wir müssen uns fragen, ob in diesen Bereichen Menschen strukturell benachteiligt werden und ob Ausschlüsse stattfinden. Das Komplexe an dieser Aufgabe ist der Umgang mit Identitätsmerkmalen, für die es keine formale Erfassung gibt, beziehungsweise diese – wie im Fall von Geschlecht – nicht ausreichend ist. Es geht um unterschiedliche kulturelle und soziale Herkunft, sexuelle Orientierung, Glaubensrichtungen und Weltanschauungen, physische oder psychische Dispositionen und wie offen Menschen sind, diese zu benennen.


Lf: Also im Grunde ist der Arbeitsbereich Diversität eine Erweiterung und Ergänzung der Gleichstellung?


BH: Es ist eine logische Weiterführung der Gleichbehandlung, dass man zum Beispiel nicht nur auf die Gleichstellung von Frauen und Männern schaut, sondern anerkennt, dass es mehr als diese zwei Geschlechter gibt und versucht, dem gererecht zu werden.


Lf: Wie hängt diese Aufgabe mit eurer alltäglichen Arbeit an der Hochschule zusammen?


BH: Zu meinem Arbeitsfeld gehört unter anderem die Organisation von Ausstellungen und Veranstaltungen. In diesem Rahmen begleite ich Projekte, die Diversität zum Thema haben und initiiere gerade ein Workshopprogramm zur Diversitätssensibilisierung für alle Hochschulmitglieder. Die Erfahrung zeigt, dass gerade in Diskriminierungsfällen oder in Situationen, wo Studierende sich ungerecht behandelt fühlen, die Betroffenen nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Daher ist es unsere Aufgabe, in unserer alltäglichen Arbeit klarer darzustellen, wer in welcher Situation ansprechbar ist und die Kontakte herzustellen zu den Gleichstellungsbeauftragten und anderen vom Senat gewählten Vertrauenspersonen. Ein wichtiger Schritt war, alle Informationen zum Thema Diversität an der HFBK Hamburg und auch zu Hilfsangeboten auf der HFBK-Website im Überblick zusammenzufassen. Dort ist unter anderem auch die Richtlinie gegen geschlechtsbezogene Diskriminierung und sexuelle Gewalt veröffentlicht und alle Ansprechpersonen mit Kontaktdaten gelistet.


IJ: Als Gleichstellungsbeauftragte fordern wir seit Langem, dass es eine externe psychologische Beratung geben sollte, die speziell auf die Situation an der Hochschule eingeht. Das denkt man vielleicht bei Gleichstellung und Diversität nicht unmittelbar mit, aber es spielt oft in Situationen eine Rolle, in denen es um Diskriminierung geht.


BH: Das erlebe ich aber nicht als das eigentliche Problem. Es gibt ja mit der Beratungsstelle des Studierendenwerks eine externe sozial-psychologische Betreuung für alle Hamburger Hochschulen. Dass sie rechtlich und finanziell über das Studierendenwerk läuft, dient dazu, eine übergeordnete Neutralität zu gewährleisten. Sie ist eine erste Anlaufstelle, kein Therapieplatz. Der Anspruch, hier in allen Aspekten der eigenen Studiensituation verstanden zu werden, scheint mir deshalb auf einem Missverständnis zu beruhen. Jede Person, die eine psychologische Betreuung benötigt, hat nach einer ersten Beratung die Schwierigkeit, sich eine passende Therapeutin oder Therapeuten zu suchen. Was aber für mich immer deutlicher wurde ist, dass Menschen im Diskriminierungsfall, im Falle einer Auseinandersetzung mit anderen Studierenden, mit Lehrenden vielleicht auch mit Verwaltungsmitarbeiter*innen, unter den möglichen Ansprechpersonen nicht immer die richtige Vertrauensperson für sich finden. Und da gebe ich dir recht, dass wir versuchen müssen, eine neutrale Person zu finden oder eine Gruppe von Personen.


Lf: In welchen Formaten tauschen sich die mit Gleichstellung und Diversität befassten Personen miteinander aus?


BH: Die Lenkungsgruppe Diversität, zu der die beiden Gleichstellungsbeauftragten und ich gehören, sowie Ingo Offermanns, der als HFBK-Vizepräsident für den Bereich Diversität verantwortlich ist, trifft sich einmal im Monat beziehungsweise dreimal im Semester, immer im Rhythmus der Senatssitzungen. Wir sprechen dann nächste Schritte miteinander ab und und berichten uns gegenseitig aus unseren Aufgabenbereichen. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Arbeitsgruppentreffen, der Vertreter*innen unterschiedlicher Statusgruppen der Hochschule, die sich auch im engeren und weiteren Sinne mit Diversität beschäftigen. Also auch die Gleichstellungsbeauftragten des Technischen-, Bibliotheks- und Verwaltungspersonals (TVP), die Beauftragten für Menschen mit Beeinträchtigung, die Leitung des International Office sowie Studierendenvertreter*innen. Durch diesen Austausch können wir uns gegenseitig unterstützen.


Lf: Was ist geplant, um die Gesamtheit der Mitarbeiter*innen der Hochschule noch mehr für das Thema zu interessieren und zu sensibilisieren?


BH: Zusammen mit einer studentischen Hilfskraft entwickle ich zurzeit ein offenes Workshopangebot, das sich an unterschiedliche Zielgruppen wie Studierende, Professor*innen, Werkstattleiter*innen und Mitarbeiter*innen richtet und einerseits die Diversitätssenbilisierung fördert, andererseits auch Empowerment sein kann für Leute, die Diskriminierung hier erfahren. Es sollen möglichst viele Aspekte von Diversität aufgegriffen werden – gleichzeitig müssen wir eine sinnvolle Struktur finden, die möglichst viele Teilnehmer*innen anspricht.


Lf: Es gibt an der Hochschule auch studentische Initiativen, die dieses Thema aufgreifen. Arbeitet ihr mit ihnen zusammen?


BH: Mit der Critital Diversity AG sind wir von Anfang an in Kontakt gewesen. Wir treffen uns regelmäßig alle drei Wochen, um uns auszutauschen. Wir geben uns gegenseitig Tipps zu Veranstaltungen, Texten, Workshopmöglichkeiten und ich erfahre über die AG mehr über die Bedürfnisse, virulenten Themen und auch Konfliktsituationen hier in der Studierendenschaft.


Lf: Anja, du hast, bevor du an die HFBK Hamburg kamst, in Barcelona gelebt und künsterisch viel in Kollektiven gearbeitet. Welche Erfahrungen hast du dort bezüglich Gleichstellung und Diversität gemacht?


Anja Steidinger: Wir haben in Barcelona ein Kollektiv gegründet, Enmedio. Enmedio heißt auf Deutsch inmitten, aber auch dazwischen. Und auch Medium. Wir waren tatsächlich sehr divers aufgestellt. Das war die Herausforderung mit ganz unterschiedlichen Kulturkreisen, Herangehensweisen an Kunst und Protestkultur ein Kollektiv auf die Beine zu stellen. Gleichstellung im Sinne von Frauengleichstellung zu Männern war in der Gruppe immer ein sehr unbeliebtes Thema. Es ging eher darum, mit Identitätspolitiken zu arbeiten, sich punktuell genau zu diesen Konflikten und Problemen zu treffen und das, was uns alle spaltet, auch in unterschiedlichen Kämpfen, dann zusammenzuführen. Wir haben versucht, Zwischenräume herzustellen. Und das ist etwas, dass ich nach wie vor sehr wichtig finde, die Frage danach, wie wir Solidaritäten und Allianzen herstellen können. Es geht um das Im-Gespräch-Bleiben, um nicht zu fraktionieren und sich auf eigene Territorien zurückzuziehen. Es geht in manchen Momenten aber auch um das Abwägen, ob Trennungen oder Spaltungen beispielsweise als Schutzraum für bestimmte Personengruppen notwendig sind, um neue Perspektiven entwickeln zu können – es gibt keine allgemeine Formel.


Lf: An solche Erfahrungen anknüpfend bist du jetzt seit einem halben Jahr Gleichstellungsbeauftragte. Hast du schon Vorstellungen, was du gerne erreichen würdest in nächster Zeit?


AS: Ich habe meine Professur und drei Monate später auch mein Amt mitten in der Corona-Krise angetreten. Es wurde sehr schnell klar, dass wir nicht alle gleichgestellt sind in einer Krisensituation, dass insbesondere Studierende mit Kindern viel größeren Belastungen durch die zusätzliche Kinderbetreuung ausgesetzt sind und dass sie sehr vereinzelt und isoliert sind. Heike und ich haben versucht, sie zusammenzubringen, um über ihre Probleme zu reden und dann gemeinsam zu überlegen, wie sie überwunden werden könnten. Die Vernetzung der Studierenden mit Kindern wurde durch die PandemiesSituation akut. Ein anderes Projekt, das mir langfristig vorschwebt, knüpft an die von Heike und Ingrid entwickelte Kinderinsel an. In meiner Klasse, der Klasse_Grund_Schule arbeiten wir an einem Projektraum für Kinder, der von der bestehenden Grundstruktur der Kinderinsel ausgeht. Mehr wird aber noch nicht verraten, es soll ja eine Überraschung sein.


HM: Eigentlich wäre es auch ein schönes Projekt, mehr männliche Studierende für das Studium der Grundschulpädagogik zu interessieren…


AS: Genau. Grundschulpädagogik gilt nach wie vor als Fürsorgearbeit, die erstaunlicherweise immer noch den Frauen zugeschrieben wird. Eine Arbeit, die schlechter bezahlt wird. Es liegt auch daran, dass es immer noch eine falsche Vorstellung von Kunstpädagogik und speziell von Kunst an Grundschulen gibt. Es geht ja nicht um „Basteln“ nach Vorlagen, sondern darum, künstlerische Entwicklungsvorhaben gemeinsam mit Kindern zu entwerfen, um auf diese Weise gerade auch selbstständiges Denken und Arbeiten erfahrbar und lernbar zu machen.


BH: Dabei besteht so ein Bedarf an Grundschullehrer*innen, dass eigentlich längst Anreize geschaffen sein sollten, auf Grundschullehramt zu studieren. Auch durch eine finanzielle Angleichung.


IJ: Es wird immer mit der kürzeren Ausbildungszeit argumentiert. Auch bei uns ist das Studium der Grundschulpädagogik auf drei Jahre angelegt, während das allgemeine Bachelor-Studium vier Jahre umfasst. Ich finde, das ist kein gültiges Argument. Grundschullehrer*innen müssen endlich angemessen bezahlt werden. Wahrscheinlich würden sich dann auch mehr Männer für das Studium entscheiden.


Lf: Also da haben wir zum Ende des Gesprächs einen großen Handlungsbedarf aufgedeckt. Und jetzt möchte ich dich, Ingrid, noch einmal abschließend fragen, was du dir in Bezug auf dein Arbeitsgebiet für die Zukunft wünscht?


IJ: Ich möchte die Chance nutzen, noch einmal meine Freude auszudrücken. Es gibt sicher noch viel zu tun, aber ich sehe, dass das mit den drei Kolleginnen in sehr guten Händen ist. Es ist, wie wir festgestellt haben, eine zähe Arbeit und es muss weitergehen. Gleichstellung und Diversität sind Arbeitsfelder, die sich ergänzen und in denen es unglaublich viel zu tun gibt. Aber ich sehe das jetzt auf einem guten Weg.


Interview: Julia Mummenhoff

Dieser Text erschien zuerst im Lerchenfeld Magazin #58

Es wird in Schwarz/Weiß die Nachaufnahme eines menschlichen Auges gezeigt. Auf der Pupille ist ein Atomstern zu sehen.

Still aus US Civil Defense Film Atomic Alert (1951), 10 min 34 sec, Courtesy of the Diefenbunker: Canada’s Cold War Museum.

Archives of the Body - The Body in Archiving

Mit einem Symposium, einer Ausstellung, einem Filmprogramm und einer digitalen Publikation untersucht das von Prof. Hanne Loreck und Vanessa Gravenor konzipierte Forschungsprojekt die Ordnungsform "Archiv" im Hinblick auf den menschlichen Körper. Welche Körperarchive und -diskurse haben sich durchgesetzt? Welche Potenziale für politisch-ästhetischen Widerstand und Aktivismus konnten und können entstehen?

Es ist eine abstrakte Malerei in unterschiedlichen Gelb-, Blau und hellen Brauntönen zu sehen. Ein Kreis in Beige lenkt den Fokus leicht auf die linke Bildhälfte.

Sharon Poliakine, Untitled, 2023, Öl auf Leinwand, Detail

Neue Partnerschaft mit der School of Arts der University of Haifa

Anlässlich einer neuen Partnerschaft mit der School of Arts der University of Haifa präsentiert die HFBK Hamburg eine Ausstellung der Künstler*innen Birgit Brandis, Sharon Poliakine und Studierender der HFBK.

Zwischen blauen Frühlingsblumen hindurch ist der Haupteingang der HFBK Hamburg mit seinem Portal zu erkennen.

Der Eingang der HFBK Hamburg im Frühling; Foto: Ronja Lotz

Aktuelle Ausstellungsempfehlungen

Derzeit finden zahlreiche Ausstellungen mit HFBK-Beteiligung statt. Wir stellen eine kleine Auswahl vor und laden zum Ausstellungsbesuch in der vorlesungsfreien Zeit.

Sieben Personen stehen vor einer bunten Wand aus unterschiedlich farbigen Stoffstreifen.

Besucher*innen der Jahresausstellung 2024; Foto: Lukes Engelhardt

Jahresausstellung 2024 an der HFBK Hamburg

Vom 9. - 11. Februar 2024 (jeweils 14 - 20 Uhr) präsentieren die Studierenden der HFBK Hamburg ihre künstlerischen Produktionen des letzten Jahres. Im ICAT ist neben der von Nadine Droste kuratierten Gruppenausstellung »Think & Feel! Speak & Act!« mit Arbeiten von Master-Studierenden auch die Präsentation der Austauschstudierenden des Goldsmiths, University of London, zu sehen.

Begutachtung der eingereichten Mappen durch die Aufnahmekommission

How to apply: Studium an der HFBK Hamburg

Vom 1. Februar bis 5. März 2024, 16 Uhr läuft die Bewerbungsfrist für ein Studium an der HFBK Hamburg. Alle wichtigen Infos dazu gibt es hier.

In der linken Bildhälfte wird ein Übermensch großes Objekt gezeigt. Ein aus Metall bestehender Kubus mit unterschiedlichen Objekten darin. Dahinter kann man vier Leinwände, die ein hochkantiges Format aufweisen, erahnen. An der rechten Wand steht eine Tischvitrine und an der Wand sind zwei großformatige Blätter angebracht.

Ausstellungsansicht des Hiscox Kunstpreises 2023; Foto: Tim Albrecht

(Ex)Changes of / in Art

Zum Jahresende ist an der HFBK Hamburg viel los: Ausstellungen im ICAT, die Open Studios der ASA-Studierenden in der Karolinenstraße, Performances in der Extended Library und Vorträge in der Aula Wartenau.

Extended Libraries

Wissen ist heute von überall und zeitunabhängig abrufbar. Welche Rolle(n) können dann noch Bibliotheken übernehmen? Wie können sie nicht nur als Wissensarchiv dienen, sondern die künstlerische Wissensproduktion unterstützen? Beispielhaft stellen wir Bibliotheksprojekte von Studierenden und Alumni sowie unseren neuen Wissensraum vor: die Extended Library.

Semestereröffnung 2023/24

Wir begrüßen die zahlreichen neuen Studierenden zum akademischen Jahr 2023/24 an der HFBK Hamburg. Ein herzliches Willkommen gilt auch den neuen Professor*innen, die wir Ihnen hier vorstellen möchten.

Auf einer Wand wurden Buchseiten mit Malereien und Zeichnungen in unterschiedlichen Formaten angebracht. Außerdem sind zwei Buchumschläge des Buches "Die Völker der Erde" zusehen.

Detailansicht Rajkamal Kahlon, People of the Earth (Die Völker der Erde), 2017 - 2021

And Still I Rise

Seit über 20 Jahren gilt das Interesse der US-amerikanischen Künstlerin Rajkamal Kahlon den Zusammenhängen von Ästhetik und Macht, die über historische und geografische Grenzen hinweg vornehmlich durch Gewalt organisiert sind. Mit dieser Einzelausstellung stellt die HFBK Hamburg das vielseitige Werk der Professorin für Malerei und Zeichnen erstmals dem Hamburger Kunstpublikum vor.

Eine Person steht an einem Mischpult auf der Bühne der Aula. Hinter ihr laufen bunte nonfigurative Bilder auf einer großen Leinwand. Im Vordergrund der Szene liegen die Besuchenden auf dem Boden, gebettet auf Kissen. Ein helles Licht strahlt aus der linken oberen Ecke in die Kamera.

Festival "Klassentreffen" von Prof. Michaela Melián, Konzert von Nika Son; Foto: Lukes Engelhardt

No Tracking. No Paywall.

Just Premium Content! Der (fehlende) Sommer bietet die ideale Gelegenheit, um Versäumtes nachzuholen. In der Mediathek der HFBK Hamburg lassen uns Lehrende, Studierende und Alumni an Wissen und Diskussionen teilhaben – an emotionalen Momenten und kontroversen Diskursen. Durch Podcasts und Videos bringen sie sich in aktuelle Debatten ein und behandeln wichtige Themen, die gerade im Fokus stehen.

Let's talk about language

An der HFBK Hamburg studieren aktuell ca. 350 internationale Studierende, die 55 unterschiedliche Sprachen sprechen – zumindest sind das die offiziellen Amtssprachen ihrer Herkunftsländer. Ein Viertel der Lehrenden hat einen internationalen Hintergrund. Tendenz steigend. Aber wie gehen wir im Alltag mit der Vielsprachigkeit der Hochschulmitglieder produktiv um? Welche Wege der Verständigung lassen sich finden? Die aktuelle Lerchenfeld-Ausgabe beschäftigt sich mit kreativen Lösungen im Umgang mit Mehrsprachigkeit und lässt zahlreiche ehemalige internationale Studierende zu Wort kommen.

In der Eingangshalle der HFBK steht eine Holzbude mit dem hinterleuchteten Schriftzug "Würstelinsel". Davor stehen ein paar Leute.

Hanna Naske, Würstelinsel, 2023, Installation in der Eingangshalle der HFBK Hamburg; Foto: Miriam Schmidt / HFBK

Graduate Show 2023: Unfinished Business

Vom 13. bis 16. Juli 2023 präsentieren 165 Bachelor- und Master-Absolvent*innen des Jahrgangs 2022/23 ihre Abschlussarbeiten aus allen Studienschwerpunkten. Unter dem Titel Final Cut laufen zudem alle Abschlussfilme auf großer Leinwand in der Aula der HFBK Hamburg.

Ein verkleideter Mann mit Sonnenbrille hält ein Schild in Sternform in die Kamera. Darauf steht "Suckle". Das Bild ist in Schwarz-Weiß aufgenommen.

Foto: Honey-Suckle Company

Let`s work together

Kollektive haben Konjunktur im Kunstbetrieb. Und das schon seit mehreren Jahrzehnten. Zum Start des Sommersemesters 2023 widmet sich die aktuelle Ausgabe des Lerchenfeld-Magazins dem Thema der kollektiven Praxis, stellt ausgewählte Kollektive vor und geht aber auch den Gefahren und Problemen kollektiven Arbeitens nach.

Jahresausstellung 2023, Arbeit von Toni Mosebach / Nora Strömer; Foto: Lukes Engelhardt

Jahresausstellung 2023 an der HFBK Hamburg

Vom 10.-12. Februar präsentieren Studierende aus allen Schwerpunkten ihre künstlerischen Arbeiten im Gebäude am Lerchenfeld, in der Wartenau 15 und im AtelierHaus. Im dort ansässigen ICAT kuratiert Tobias Peper, Künstlerischer Leiter des Kunstvereins Harburger Bahnhof, eine Ausstellung mit HFBK-Masterstudierenden. Zudem stellen dort 10 Austauschstudierende des Goldsmiths, University of London ihre Arbeiten aus.

Symposium: Kontroverse documenta fifteen

Mit dem Symposium zur documenta fifteen am 1. und 2. Februar 2023 möchte die HFBK Hamburg Hintergründe und Zusammenhänge analysieren, unterschiedliche Standpunkte ins Gespräch bringen und eine Debatte ermöglichen, die explizit den Antisemitismus im Kunstfeld thematisiert. Die Veranstaltung bietet Raum für divergente Positionen und will Perspektiven für die Gegenwart und Zukunft des Ausstellungmachens eröffnen.

ASA Open Studios im Wintersemester 2021/22; Foto: Marie-Theres Böhmker

ASA Open Studios im Wintersemester 2021/22; Foto: Marie-Theres Böhmker

Das Beste kommt zum Schluss

Zum Jahresende finden nochmals zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen mit HFBK-Kontext statt. Einige davon tragen wir hier zusammen. Auch einen kurzen Ausblick auf zwei Vorträge im Rahmen des Professionalisierungsprogramms im Januar finden sich in darunter.

Non-Knowledge, Laughter and the Moving Image, Grafik: Leon Lothschütz

Non-Knowledge, Laughter and the Moving Image, Grafik: Leon Lothschütz

Festival und Symposium: Non-Knowledge, Laughter and the Moving Image

Als abschließender Teil des künstlerischen Forschungsprojekts laden das Festival und Symposium vom 24.-27. November 2022 zu Vorführungen, Performances, Vorträgen und Diskussionen ein, die das Potenzial der bewegten Bilder und des (menschlichen und nicht-menschlichen) Körpers erforschen, unseren gewohnten Kurs umzukehren und die herrschende Ordnung der Dinge zu verändern.

Blick in die vollbesetzte Aula zum Semesterstart; Foto: Lukas Engelhardt

Blick in die vollbesetzte Aula zum Semesterstart; Foto: Lukas Engelhardt

Herzlich willkommen - und los geht's!

Wir freuen uns, zum Wintersemester 2022/23 viele neue Gesichter an der HFBK Hamburg begrüßen zu können. Einige Informationen und Hintergründe zu unseren neuen Professor*innen und Gastprofessor*innen stellen wir hier zusammen.

Einzelausstellung von Konstantin Grcic

Vom 29. September bis 23. Oktober 2022 zeigt Konstantin Grcic (Professor für Industriedesign) im ICAT - Institute for Contemporary Art & Transfer der HFBK Hamburg eine raumgreifende Installation aus von ihm gestalteten Objekten und bereits existierenden, neu zusammengestellten Gegenständen. Parallel wird der von ihm konzipierte Raum für Workshops, Seminare und Büro-Arbeitsplätze im AtelierHaus in Betrieb genommen.

Amna Elhassan, Tea Lady, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm

Amna Elhassan, Tea Lady, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm

Kunst und Krieg

„Jeder Künstler ist ein Mensch“. Diese so zutreffende wie existenzialistische Feststellung von Martin Kippenberger (in ironischer Umformulierung des bekannten Beuys Zitats) bringt es in vielerlei Hinsicht auf den Punkt. Zum einen erinnert sie uns daran, nicht wegzusehen, (künstlerisch) aktiv zu handeln und unsere Stimmen zu erheben. Gleichzeitig ist sie eine Ermahnung, denen zu helfen, die in Not sind. Und das sind im Moment sehr viele Menschen, unter ihnen zahlreiche Künstler*innen. Deshalb ist es für Kunstinstitutionen wichtig, nicht nur über Kunst, sondern auch über Politik zu diskutieren.

Merlin Reichert, Die Alltäglichkeit des Untergangs, Installation in der Galerie der HFBK; Foto: Tim Albrecht

Graduate Show 2022: We’ve Only Just Begun

Vom 8. bis 10. Juli 2022 präsentieren mehr als 160 Bachelor- und Master-Absolvent*innen des Jahrgangs 2021/22 ihre Abschlussarbeiten aus allen Studienschwerpunkten. Unter dem Titel Final Cut laufen zudem alle Abschlussfilme auf großer Leinwand in der Aula der HFBK Hamburg. Parallel ist in der Galerie der HFBK im Atelierhaus die Ausstellung der sudanesischen Gastlektorin Amna Elhassan zu sehen.

Grafik: Nele Willert, Dennise Salinas

Grafik: Nele Willert, Dennise Salinas

Der Juni lockt mit Kunst und Theorie

So viel Programm war schon lange nicht mehr: Ein dreitägiger Kongress zur Visualität des Internets bringt internationale Webdesigner*innen zusammen; das Forscher*innenkollektiv freethought diskutiert über die Rolle von Infrastrukturen und das Symposium zum Abschied der Professorin Michaela Ott greift zentrale Fragen ihrer Forschungstätigkeit auf.

Renée Green. ED/HF, 2017. Film still. Courtesy of the artist, Free Agent Media, Bortolami Gallery, New York, and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne/Munich.

Renée Green. ED/HF, 2017. Film still. Courtesy of the artist, Free Agent Media, Bortolami Gallery, New York, and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne/Munich.

Finkenwerder Kunstpreis 2022

Der 1999 vom Kulturkreis Finkenwerder e.V. initiierte Finkenwerder Kunstpreis hat eine Neuausrichtung erfahren: Als neuer Partner erweitert die HFBK Hamburg den Preis um den Aspekt der künstlerischen Nachwuchsförderung und richtet ab 2022 die Ausstellung der Prämierten in der HFBK Galerie aus. Mit dem diesjährigen Finkenwerder Kunstpreis wird die US-amerikanische Künstlein Renée Green ausgezeichnet. Die HFBK-Absolventin Frieda Toranzo Jaeger erhält den Finkenwerder Förderpreis der HFBK Hamburg.

Amanda F. Koch-Nielsen, Motherslugger; Foto: Lukas Engelhardt

Amanda F. Koch-Nielsen, Motherslugger; Foto: Lukas Engelhardt

Nachhaltigkeit im Kontext von Kunst und Kunsthochschule

Im Bewusstsein einer ausstehenden fundamentalen gesellschaftlichen Transformation und der nicht unwesentlichen Schrittmacherfunktion, die einem Ort der künstlerischen Forschung und Produktion hierbei womöglich zukommt, hat sich die HFBK Hamburg auf den Weg gemacht, das Thema strategisch wie konkret pragmatisch für die Hochschule zu entwickeln. Denn wer, wenn nicht die Künstler*innen sind in ihrer täglichen Arbeit damit befasst, das Gegebene zu hinterfragen, genau hinzuschauen, neue Möglichkeiten, wie die Welt sein könnte, zu erkennen und durchzuspielen, einem anderen Wissen Gestalt zu geben

Atelier-Neubau in der Häuserflucht am Lerchenfeld

Atelier-Neubau in der Häuserflucht am Lerchenfeld, im Hintergrund der Bau von Fritz Schumacher; Foto: Tim Albrecht

Raum für die Kunst

Nach mehr als 40 Jahren intensiven Bemühens wird für die HFBK Hamburg ein lang gehegter Traum Wirklichkeit. Mit dem neu eröffneten Ateliergebäude erhalten die Studienschwerpunkte Malerei/Zeichnen, Bildhauerei und Zeitbezogene Medien endlich die dringend benötigten Atelierräume für Master-Studierende. Es braucht einfach Raum für eigene Ideen, zum Denken, für Kunstproduktion, Ausstellungen und als Depot.

Martha Szymkowiak / Emilia Bongilaj, Installation “Mmh”; Foto: Tim Albrecht

Martha Szymkowiak / Emilia Bongilaj, Installation “Mmh”; Foto: Tim Albrecht

Jahresausstellung 2022 an der HFBK Hamburg

Nach der digitalen Ausgabe im letzten Jahr, findet die Jahresausstellung 2022 an der HFBK Hamburg wieder mit Publikum statt. Vom 11.-13. Februar präsentieren die Studierenden aus allen Studienschwerpunkten ihre künstlerischen Arbeiten im Gebäude am Lerchenfeld, in der Wartenau 15 und im neu eröffneten Atelierhaus.

Annette Wehrmann, photography from the series Blumensprengungen, 1991-95; Foto: Ort des Gegen e.V., VG-Bild Kunst Bonn

Annette Wehrmann, photography from the series Blumensprengungen, 1991-95; Foto: Ort des Gegen e.V., VG-Bild Kunst Bonn

Conference: Counter-Monuments and Para-Monuments

The international conference at HFBK Hamburg on December 2-4, 2021 – jointly conceived by Nora Sternfeld and Michaela Melián –, is dedicated to the history of artistic counter-monuments and forms of protest, discusses aesthetics of memory and historical manifestations in public space, and asks about para-monuments for the present.

23 Fragen des Institutional Questionaire, grafisch umgesetzt von Ran Altamirano auf den Türgläsern der HFBK Hamburg zur Jahresausstellung 2021; Foto: Charlotte Spiegelfeld

23 Fragen des Institutional Questionaire, grafisch umgesetzt von Ran Altamirano auf den Türgläsern der HFBK Hamburg zur Jahresausstellung 2021; Foto: Charlotte Spiegelfeld

Diversity

Wer spricht? Wer malt welches Motiv? Wer wird gezeigt, wer nicht? Identitätspolitische Fragen spielen in der Kunst und damit auch an der HFBK Hamburg eine wichtige Rolle. Das hochschuleigene Lerchenfeld-Magazin beleuchtet in der aktuellen Ausgabe Hochschulstrukturen sowie Studierendeninitiativen, die sich mit Diversität und Identität befassen.

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Summer Break

Die HFBK Hamburg befindet sich in der vorlesungsfreien Zeit, viele Studierende und Lehrende sind im Sommerurlaub, Kunstinstitutionen haben Sommerpause. Eine gute Gelegenheit zum vielfältigen Nach-Lesen und -Sehen:

ASA Open Studio 2019, Karolinenstraße 2a, Haus 5; Foto: Matthew Muir

ASA Open Studio 2019, Karolinenstraße 2a, Haus 5; Foto: Matthew Muir

Live und in Farbe: die ASA Open Studios im Juni 2021

Seit 2010 organisiert die HFBK das internationale Austauschprogramm Art School Alliance. Es ermöglicht HFBK-Studierenden ein Auslandssemester an renommierten Partnerhochschulen und lädt vice versa internationale Kunststudierende an die HFBK ein. Zum Ende ihres Hamburg-Aufenthalts stellen die Studierenden in den Open Studios in der Karolinenstraße aus, die nun auch wieder für das kunstinteressierte Publikum geöffnet sind.

Studiengruppe Prof. Dr. Anja Steidinger, Was animiert uns?, 2021, Mediathek der HFBK Hamburg, Filmstill

Studiengruppe Prof. Dr. Anja Steidinger, Was animiert uns?, 2021, Mediathek der HFBK Hamburg, Filmstill

Vermitteln und Verlernen: Wartenau Versammlungen

Die Kunstpädagogik Professorinnen Nora Sternfeld und Anja Steidinger haben das Format „Wartenau Versammlungen“ initiiert. Es oszilliert zwischen Kunst, Bildung, Forschung und Aktivismus. Ergänzend zu diesem offenen Handlungsraum gibt es nun auch eine eigene Website, die die Diskurse, Gespräche und Veranstaltungen begleitet.

Ausstellungsansicht "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Foto: Maximilian Schwarzmann

Ausstellungsansicht "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Foto: Maximilian Schwarzmann

Schule der Folgenlosigkeit

Alle reden über Folgen: Die Folgen des Klimawandels, der Corona-Pandemie oder der Digitalisierung. Friedrich von Borries (Professor für Designtheorie) dagegen widmet sich der Folgenlosigkeit. In der "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg verknüpft er Sammlungsobjekte mit einem eigens für die Ausstellung eingerichteten „Selbstlernraum“ so, dass eine neue Perspektive auf „Nachhaltigkeit“ entsteht und vermeintlich allgemeingültige Vorstellungen eines „richtigen Lebens“ hinterfragt werden.

Jahresausstellung 2021 der HFBK Hamburg

Jahresausstellung einmal anders: Vom 12.-14. Februar 2021 hatten die Studierenden der Hochschule für bildende Künste Hamburg dafür gemeinsam mit ihren Professor*innen eine Vielzahl von Präsentationsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen erschlossen. Die Formate reichten von gestreamten Live-Performances über Videoprogramme, Radiosendungen, eine Telefonhotline, Online-Konferenzen bis hin zu einem Webshop für Editionen. Darüber hinaus waren vereinzelte Interventionen im Außenraum der HFBK und in der Stadt zu entdecken.

Katja Pilipenko

Katja Pilipenko

Semestereröffnung und Hiscox-Preisverleihung 2020

Am Abend des 4. Novembers feierte die HFBK die Eröffnung des akademischen Jahres 2020/21 sowie die Verleihung des Hiscox-Kunstpreises im Livestream – offline mit genug Abstand und dennoch gemeinsam online.

Ausstellung Transparencies mit Arbeiten von Elena Crijnen, Annika Faescke, Svenja Frank, Francis Kussatz, Anne Meerpohl, Elisa Nessler, Julia Nordholz, Florentine Pahl, Cristina Rüesch, Janka Schubert, Wiebke Schwarzhans, Rosa Thiemer, Lea van Hall. Betreut von Prof. Verena Issel und Fabian Hesse; Foto: Screenshot

Ausstellung Transparencies mit Arbeiten von Elena Crijnen, Annika Faescke, Svenja Frank, Francis Kussatz, Anne Meerpohl, Elisa Nessler, Julia Nordholz, Florentine Pahl, Cristina Rüesch, Janka Schubert, Wiebke Schwarzhans, Rosa Thiemer, Lea van Hall. Betreut von Prof. Verena Issel und Fabian Hesse; Foto: Screenshot

Digitale Lehre an der HFBK

Wie die Hochschule die Besonderheiten der künstlerischen Lehre mit den Möglichkeiten des Digitalen verbindet.

Alltagsrealität oder Klischee?; Foto: Tim Albrecht

Alltagsrealität oder Klischee?; Foto: Tim Albrecht

Absolvent*innenstudie der HFBK

Kunst studieren – und was kommt danach? Die Klischeebilder halten sich standhaft: Wer Kunst studiert hat, wird entweder Taxifahrer, arbeitet in einer Bar oder heiratet reich. Aber wirklich von der Kunst leben könnten nur die wenigsten – erst Recht in Zeiten globaler Krisen. Die HFBK Hamburg wollte es genauer wissen und hat bei der Fakultät der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg eine breit angelegte Befragung ihrer Absolventinnen und Absolventen der letzten 15 Jahre in Auftrag gegeben.

Ausstellung Social Design, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Teilansicht; Foto: MKG Hamburg

Ausstellung Social Design, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Teilansicht; Foto: MKG Hamburg

Wie politisch ist Social Design?

Social Design, so der oft formulierte eigene Anspruch, will gesellschaftliche Missstände thematisieren und im Idealfall verändern. Deshalb versteht es sich als gesellschaftskritisch – und optimiert gleichzeitig das Bestehende. Was also ist die politische Dimension von Social Design – ist es Motor zur Veränderung oder trägt es zur Stabilisierung und Normalisierung bestehender Ungerechtigkeiten bei?