Re* - Ästhetiken der Wiederholung
Zahlreiche zeitgenössische
Philosophien, Erkenntnistheorien und Kunstauffassungen teilen
die Annahme, dass Identität und Geschichte fortgesetzt aus Akten von
Wiederholung und Differenz hervorgehen. Theoriebildung und
Kunsthandel beruhen unter dieser Prämisse auf passiv-aktiven Verfahren
der Aktualisierung von verbreitetem Wissen und bereits zirkulierenden
Artefakten. Die Grundlage solcher Wiederverwendung bilden die
veränderten Auffassungen vom Subjekt, vom Kunstgegenstand, von
Originalität und vom Schöpfungsprozess; an die Stelle ihrer jeweiligen
Autonomie treten Überlegungen zu kontextabhängigen Interventionen und zu
Netzwerkhandeln, zu medial und materiell gestützten Re*naissancen, Re*enactments, Re*appropriationen. Die Tagung stellt diese
formal vielfältigen und in ihrem ästhetisch-philosophischen Stellenwert
unter Umständen gegenläufigen Wiederholungsformate vor, um sie zu
analysieren und problematisieren. Welche Formen künstlerischer
Wiederholung zwischen Kopie und Kombination sind in der Gegenwart
anzutreffen? Wie situieren sich diese Neuanordnungen
gesellschaftspolitisch und welches sind ihre Symbolisierungsleistungen?
Neben formalen Aspekten künstlerischer Re*prisen
interessieren uns insbesondere interkulturelle Wiederholungsmuster
und Aneignungsformen. Doch wie lässt sich das Dilemma lösen, immer schon
eine ästhetische Hegemonie westlicher künstlerischer Ausdrucksweisen zu
implizieren oder/und das Exotische, Fremde, Andere zu reklamieren? Der Dualismus von Fremd
versus Eigen soll hier im Nachdenken über wechselseitige Aneignungen und
das Fremde im Eigenen als unhaltbar ausgewiesen werden. Denn noch in
solcher Aneignung zeigen sich die jeweiligen kulturellen Versprechen
der Artefakte als ihre Versprecher: Jedes »Re*-« basiert auch auf einem Missverständnis.
Donnerstag, 1. Dezember 2011
11.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Hanne Loreck / Michaela Ott
11.30 – 12.30 Uhr
De_Re_Kolonialität
Ruth Sonderegger / Michaela Ott
12.30 – 13.30 Uhr
Waste Time Rather as Invented Time-
Helio Oiticicas Medienkonzept
Sabeth Buchmann / Angela Lammert
15.00 – 16.00 Uhr
Re-Telling Texture
Rike Frank / Katrin Mayer
16.00 – 17.00 Uhr
gleich anders selbst – Zur Figur des Doppelgängers
Eske Schlüters
Re-Reading Chromatic Borders
Mareike Bernien / Kerstin Schroedinger
18.00 – 20.00 Uhr
Konzert, Raum 11
Wiederholungsformen in der zeitgenössischen Musik
Raminta Lampsatis / Studierende der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Wiederholung und Wiederaneignung:
Collagen, Loops und Samples
Rolf Großmann
Freitag, 2. Dezember 2011
10.00 – 10.30 Uhr
Einführung
Hanne Loreck
10.30 – 11.30 Uhr
Zwischen Tableau und Screen – Wiederholungs-Interesse in Fotografie und Film
Stefan Römer / Angelika Lepper
11.30 – 12.30 Uhr
Pro Testing
Eran Schaerf / Eva Meyer
14.00 – 15.00 Uhr
History will repeat itself.
Zur Philosophie des Reenactment
Maria Muhle / Heike Engelke
15.00 – 16.00 Uhr
Zitat/Reprise/Schleife
Christa Blümlinger / Jeanne Faust
16.00 – 17.00 Uhr
Standard-Wiederaufführung
Annett Busch / Robert Bramkamp
Konzeption
Hanne Loreck und Michaela Ott
Koordination
Maja Bogumila Hoffmann
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Eine Veranstaltung im Rahmen von querdurch.
Zur Tagung erscheint eine Publikation im Materialverlag.