Geschichte der HFBK
1767 legte die Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe (kurz: Patriotische Gesellschaft von 1765) mit der Gründung einer Zeichenschule das Fundament für die heutige Hochschule für bildende Künste Hamburg. Ziel war es, Geschmack und gestalterisches Vermögen des Handwerks zu heben und ästhetisch anspruchsvoll auszubilden. In Folge der Debatte um die Errichtung einer Gewerbeschule wird ab 1830 das ursprünglich auf eine Bauriß- und eine Freihandzeichenklasse beschränkte Unterrichtsangebot erheblich erweitert und differenziert. Dies ermöglichte den Schülern neben der handwerklichen Spezialisierung vor allem auch, ihre künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu entwickeln und zu schärfen. 1865 übernimmt die Stadt Hamburg die Trägerschaft der bis dahin von den Zünften finanzierten und nun als öffentliche Gewerbeschule firmierenden Institution. Deren Bedeutung wächst zunächst als Staatliche Kunstgewerbeschule, dann als Landeskunstschule und seit 1955 als Hochschule für bildende Künste mit den Erfolgen ihrer Studierenden und Lehrenden im In- und Ausland.
1765
Gründung der Gesellschaft zur Förderung der Künste und nützlichen Gewerbe, genannt: Patriotische Gesellschaft, und Beschluss, eine Zeichenschule zu gründen
1767
Einrichtung der ersten unentgeltlichen Zeichenschule, anfänglich geleitet von einigen Mitarbeitern des Architekten Ernst Georg Sonnin
1770
Einrichtung einer Klasse für Freihandzeichnen bei Johann Anton Tischbein
1789
Beginn der Französischen Revolution mit dem Sturm auf die Bastille
1790
Erste Jahresausstellung von Schülerarbeiten der Zeichenschule durch die Patriotische Gesellschaft
1791
Hamburger Gesellenaufstand
1793
Einführung der Klasse für Dekorationszeichnen
1794
Vierte Jahresausstellung der Patriotischen Gesellschaft, ergänzt um Gemälde und Zeichnungen aus Privatbesitz, u.a. Werke von Angelica Kaufmann und Wilhelm Tischbein
1796
Antritt Gerdt Hardorff als Lehrer der Klasse für Freihandzeichnen (bis 1822)
1802
Vorschlag von Wilhelm Tischbein zur Umgestaltung der Zeichenschule nach Vorbild der Residenzakademien, der eine Ablehnung durch den Hamburger Senat erfährt
1806
Beginn der französischen Besatzung von Hamburg (bis 1814)
Gründung des Vereins zur Förderung des Kunstgeschmacks durch den proponierenden Sekretär der Patriotischen Gesellschaft Friedrich Johann Lorenz Meyer
Abbruch des Hamburger Doms
1815
Einführung der Klasse für Ornamentzeichnen
Beendigung der Jahresausstellungen mit Schülerarbeiten durch die Patriotische Gesellschaft aufgrund der großen Präsenz von künstlerischen Arbeiten gegenüber den kunstgewerblichen
1817
Versammlungen von Mitgliedern der Patriotischen Gesellschaft im Haus von David Christopher Mettlerkamp zur Gründung eines Kunstvereins
1825
Diskussion in der Patriotischen Gesellschaft über die Umwandlung ihrer Zeichenklassen in eine Gewerbeschule
1826
Gründung eines Komitees für Kunstausstellungen durch die Mitglieder des Kunstvereins
1830
Ernennung des Architekten Alexis de Chateauneuf zum Vorsteher der Patriotischen Gesellschaft
1832
Gründung des Klubs Hamburgischer junger Künstler, später Hamburger Künstlerverein
Modifikation der Hamburger Zunftverfassung, aber der Zunftzwang bleibt bestehen
1833
Neuordnung der Zeichenklassen: Einrichtung einer Abendschule für Freihandzeichnen und Dekorationsmalerei, für Baurisszeichnen und Architektur-Ornamentzeichen sowie einer Sonntagsschule
1834
Erste Verkaufsausstellung des Kunstvereins
1842
Großer Brand von Hamburg
Zerstörung des Stammhauses der Patriotischen Gesellschaft in der Johannisstraße
Antritt Martin Gensler als Lehrer im Fach Architektonisches Ornament (bis 1865)
1844
Einführung einer Zeichenklasse für Freies Ornament
1845–1847
Neubau für die Patriotische Gesellschaft an der Trostbrücke am Ort des abgebrannten Hamburger Rathauses, im 3. Geschoss Aufnahme des Zeichenunterrichts, der bisher in Privaträumen stattfand
1848
Wahlen für eine verfassungsgebende Versammlung Hamburger Konstituante mit Sitz im Haus der Patriotischen Gesellschaft
1850
Antritt Günther Gensler als Lehrer für verschiedene Klassen der Schule
1851
Weltausstellung in London eröffnet neue Sicht auf das internationale Kunstgewerbe
1854
Einführung des Kurses Modellieren in allen wichtigen Materialien unter Leitung des Bildhauers Ernst Gottfried Vivié (bis 1863), ab 1865 proponierender Sekretär der Patriotischen Gesellschaft
Größe der Schule: 320 Schüler, die Hälfte davon „mittellos“
1858
Gründung der Kunst- und Gewerksektion innerhalb der Patriotischen Gesellschaft mit Martin Gensler als Vorsitzendem, um Künstler zur Entwurfstätigkeit im Kunstgewerbe zu motivieren
1859
Großer Schillerumzug des Künstlervereins von 1832
Zusammenkunft der ersten Hamburger Bürgerschaft im Gebäude der Patriotischen Gesellschaft
1860
Inkrafttreten der ersten Hamburger Verfassung
1861
Erste Anregungen zur Gründung eines Kunstgewerbemuseums durch die Patriotische Gesellschaft
1863
Auflösung des Zunftzwangs und Beginn der Gewerbefreiheit in Hamburg
1864
Tod des langjährigen Zeichenschullehrers Gerdt Hardorff (*1769)
1865
Umwandlung der privaten Schule der Patriotischen Gesellschaft in eine staatliche Gewerbeschule und eine Schule für Bauhandwerker
Größe der Gewerbeschule: 247 Schüler
Ort: weiterhin im 3. Geschoss der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke
Direktor: Otto Jessen (bis 1880)
1868
Erweiterung der Gewerbeschule um eine Tagesgewerbeschule für Freihand- und Zirkelzeichnen
1869
Eröffnung der Hamburger Kunsthalle
1870
Erstes Schulgesetz Hamburgs, das Erziehung und Bildung zur staatlichen Aufgabe erklärt
1874
Gründung des Kunstgewerbemuseums in provisorischen Räumen bei St. Annen
1876
Einweihung eines Neubaus für die Gewerbeschule am Steintorplatz
Größe der Schule: 1.500 Schüler
Einführung des Kurses für Dekoratives Malen in der Tagesgewerbeschule
1877
Eröffnung des Museums für Kunst und Gewerbe im Neubau der Gewerbeschule
Direktor des Museums: Justus Brinckmann (bis 1915)
1880
Neuer Direktor der Gewerbeschule: Adolph Stuhlmann (bis 1897)
Größe der Gewerbeschule: 2.273 Schüler
1886
Erster Direktor der Hamburger Kunsthalle: Alfred Lichtwark (bis 1914)
1893
Beginn der staatlichen Tagesgewerbeschule im Gebäude am Steintorplatz
Unterricht von 24 Lehrfächern in Fachklassen
1896
Eröffnung der Staatlichen Kunstgewerbeschule als Teil der Tagesgewerbeschule
Einführung des Aktzeichnens
1897
Gründung des Hamburgischen Künstlerclubs im Café Felber am Steindamm
1905
Neuer Direktor der Kunstgewerbeschule: Richard Meyer (bis 1929)
Bemühungen um ein eigenes Gebäude
Zahlreiche Neuberufungen von Lehrenden wie Willy von Beckerath (1907–1931 Figürliche Wandmalerei), Arthur Illies (1908–1933 Malerei/Zeichnen), Wilhelm Niemeyer (1911–1938 Kunstgeschichte), Richard Schmidt (1907–1945 Raumkunst), Johannes Schulz (1910–1945 Buchdruck/Grafik), Eduard Steinbach (1906–1939 Malerei), Julius Wohlers (1908–1931 Malerei) und vor allem von auswärtigen Lehrern wie dem Schweizer Johann Michael Bossard (1907–1944 Bildhauerei) und den Wienern Carl Otto Czeschka (1907–1943 Flächenkunst/Gebrauchsgrafik), Franz Karl Delavilla (1909–1912 Textilkunst), Anton Kling (1908–1923 Dekorative Malerei/Glasmalerei) und Richard Luksch (1907–1934 Bildhauerei)
1909
Größe der Kunstgewerbeschule: 4.000 Schüler
Planungen für zwei Entlastungsbauten: Staatliche Kunstgewerbeschule am Lerchenfeld und Technische Staatslehranstalt am Berliner Tor
Maria Brinckmann wird als weibliche Lehrkraft eingestellt, zunächst für Kunststickerei, ab 1916 als Leiterin der Textilwerkstatt (bis 1932)
1910
Umzug der Kunstgewerbeschule mit 605 Schülern in Baracken an der Spaldingstraße als eine Interimslösung
1911
Beginn der Bauarbeiten für ein von Fritz Schumacher entworfenes Gebäude am Lerchenfeld
1913
Eröffnung des Neubaus der Staatlichen Kunstgewerbeschule am Lerchenfeld, zu dem zahlreiche Werkstätten und Gewächshäuser sowie Tiergehege gehören
Größe der Schule: 1.088 eingeschriebene Schüler
1914
Kölner Werkbundausstellung mit Nachbau der Aulavorhalle in Originalgröße mit Fensterapsis von Carl Otto Czeschka
Erstes Künstlerfest am Lerchenfeld mit dem Motto Futurumbumbum
1914–1918
Erster Weltkrieg: Lerchenfeld-Gebäude dient als Lazarett, Unterbrechung des Lehrbetriebs
1918
Festakt zur Fertigstellung des Wandgemäldes Die Ewige Welle von Willy von Beckerath in der Aula mit einer Rede von Aby Warburg
1919
Gründung der Universität Hamburg
Gründung der Hamburgischen Sezession
1919
Gründung der Kampfbühne durch Lothar Schreyer mit sieben Aufführungen in der Aula: Kräfte und Die Haidebraut von August Stramm, Hölderlins Empedokles, Lothar Schreyers Kreuzigung, Mann und Kindsterben sowie Herwarth Waldens Spiel an der Liebe, Sünde (bis 1921), Zusammenarbeit mit Lavinia Schulz und Walter Holdt
Etablierung des von der Kunstgewerbeschule ausgestalteten Künstlerfests im Curio-Haus mit jährlich wechselndem Motto: Die gelbe Posaune der Sieben (1920), Die Götzenpauke (1921), Himmlischer Kreisel (1922), Cubicuria. Die seltsame Stadt (1924), Der siebente Krater (1925), Noa Tawa (1926), Prisma im Zenith (1928), Synthetisches Klanglichtspiel (1930)
1921
Erster Jahrgang der Kunstzeitschrift Die Kündung, 12 Hefte, herausgegeben von Wilhelm Niemeyer und Rosa Schapire und in der Handdruckerei am Lerchenfeld erstellt für die Mitglieder des 1920 gegründeten Kunstbundes Hamburg (ab 1923 Freunde der Kunsthalle)
1928
Umbenennung in Landeskunstschule mit dem Ziel, den Hochschulstatus zu erlangen
1929
Gründung des Kartells Hamburger Künstlerverbände
Direktor am Lerchenfeld: Paul Helms (bis 1930)
1930
Direktor am Lerchenfeld: Richard Schmidt (bis 1931)
1931
Direktor am Lerchenfeld: Max Sauerlandt (bis 1933), der als Kunsthistoriker gleichzeitig Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe ist
ab 1933
Machtübernahme der Nationalsozialisten: Amtsenthebung von Direktor Max Sauerlandt auf Betreiben des Kampfbundes für deutsche Kunst
Direktorenwechsel in kurzer Abfolge: Hermann Maetzig (bis 1934), Wilhelm Frhr. Kleinschmit von Lengefeld (bis 1935), Paul Fliether (bis 1942), Paul Helms (bis 1945)
Umbenennung in Hansische Hochschule für Bildende Künste
Ausschluss der Lehrenden Friedrich Adler, Alfred Ehrhardt, Hugo Meier-Thur, Fritz Schleifer, Karl Schneider sowie von zahlreichen Studierenden
1943
Zerstörung des Westbaus und des Ateliertrakts beim alliierten Bombenangriff Operation Gomorrha
1945
Neukonstituierung als Landeskunstschule unter Direktor Friedrich Ahlers-Hestermann (bis 1950)
Wiederaufnahme des Lehrbetriebs im Januar 1946 mit den neuberufenen Professoren Wilhelm Grimm (1946–1969 Malerei), Ivo Hauptmann (1946–1951 Malerei), Alfred Mahlau (1946–1959 Freie Grafik), Gerhard Marcks (1946–1950 Bildhauerei), Edwin Scharff (1946–1955 Bildhauerei)
ab 1950
Direktor: Gustav Hassenpflug (bis 1956)
Etablierung des Künstlerfests LiLaLe als jährlich wiederkehrende Größe im kulturellen Leben Hamburgs nach den Vorgängern Arche Nova (1947) und SiSaSu (1949)
Instandsetzung und Ausbau des Lerchenfeld-Gebäudes u.a. mit Konstruktion der so genannten Laterne auf dem Westflügel nach einem Entwurf von Hassenpflug (1953)
1951
Architektur, bislang nur im Aufbaustudium gelehrt, wird zum eigenständigen Hochschulstudiengang
1953
Einführung des Prinzips der Gastdozentur mit den ersten Gastprofessoren für Malerei: Georg Meistermann, Ernst Wilhelm Nay und Fritz Winter
1955
Ernennung zur Hochschule für bildende Künste durch den Kultursenator Hans-Harder Biermann-Ratjen
1956
Berufung der ersten Professorin: Margret Hildebrand für Textildesign (bis 1981)
1957
Direktor: Hans-Werner von Oppen (bis 1964)
1959
Aktion Endlose Linie/Die Linie von Hamburg von Friedensreich Hundertwasser, Bazon Brock und Herbert Schuldt am Lerchenfeld, die nach drei Tagen vorzeitig abgebrochen wird
1964
Direktor: Herbert Freiherr von Buttlar (bis 1976)
Aufbau der Abteilungen für Industrial Design und Visuelle Kommunikation
Internationalisierung der Gastdozentur mit u.a. Joannis Avramide (1966/67), Miguel Berrocal (1966), Dan Graham (1976), Renato Guttuso (1968), David Hockney (1969), Allen Jones (1968–1970), Richard Lindner (1965), Peter Phillips (1968/69), Joe Tilson (1970–1972) neben namhaften deutschen Künstler*innen wie Bernd und Hilla Becher (1971–1973), Josef Beuys (1974/75), Hans Haacke (1973–1976), Sigmar Polke (1970/71), Gerhard Richter (1967), Thomas Schütte (1976/77)
1970
Erhebung in den Rang einer künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschule
Wiedereinbau der Glasfenster von Carl Otto Czeschka in der Aulavorhalle
1971
Gebäude unter Denkmalschutz gestellt
1977
Präsident: Carl Vogel (bis 1989)
1985
Biennale des Friedens von Robert Filliou und René Block in der Aulavorhalle mit Simultankonzert von Nam June Paik, Henning Christiansen und Joseph Beuys
1984
Einführung des Diplom-Abschlusses in der Freien Kunst und der Visuellen Kommunikation
1989
Erste Präsidentin: Adrienne Goehler (bis 2001)
1992–1993
Neugestaltung des Eingangsbereichs durch Bernhard Winking
seit 2002
Präsident: Martin Köttering
Erhöhung des Frauenanteils unter den Lehrenden mit Neuberufung zahlreicher Professorinnen wie Jeanne Faust (Video/Zeitbezogene Medien), Geelke Gaycken (Grundlagen Bildhauerei), Jutta Koether (Malerei/Zeichnen), Annika Larsson (Grundlagen Zeitbezogene Medien), Julia Lohmann (Grundlagen Design), Hanne Loreck (Kunst- und Kulturwissenschaften), Astrid Mania (Kunstkritik und Kunstgeschichte der Moderne), Michaela Melián (Mixed Media/Akustik), Heike Mutter (Grundlagen Grafik/Typografie/Fotografie), Michaela Ott (Ästhetische Theorien), Katharina Pethke (Grundlagen Film), Marjetica Potrč (Social Design), Angela Schanelec (Film), Bettina Uppenkamp (Kunstgeschichte) und Lena Ziese (Kunstpädagogik)
2006
Konstituierung der HafenCity Universität und Ausgliederung des Studienbereichs Architektur aus der Kunsthochschule
2008
Einführung eines interdisziplinären Studiengangs Bildende Künste mit Bachelor- und Master-Abschluss sowie des Dr. phil. in artibus mit künstlerisch-wissenschaftlicher Promotion
2010
Gründung der Art School Alliance mit zunächst sechs internationalen Partnerhochschulen: Boston – School of the Museum of Fine Arts; Hangzhou – China Academy of Art; London – Goldsmiths, University of London, Department of Art; Paris – École nationale supérieure des Beaux-Arts; San Francisco – San Francisco Art Institute; Wien – Akademie der bildenden Künste; Studierendenaustausch mit eigenen Künstlerstudios in der Karolinenstraße
ab 2011
Restaurierung der Aula und des Wandgemäldes Die Ewige Welle von Willy von Beckerath
2013
Feier des hundertjährigen Jubiläums des Fritz-Schumacher-Gebäudes am Lerchenfeld
Übernahme und Herrichtung des Gebäudes Wartenau 15
2015
Künstlerisch-wissenschaftliches Graduiertenkolleg mit 12 Doktorand*innen nimmt Arbeit auf Modernisierung und Umbau der Bibliothek
2016
Grundsanierung und Neugestaltung der Mensa
Planungen für den Neubau eines Atelierhauses mit 3.000 qm am Lerchenfeld mit Durchführung eines internationalen Architekturwettbewerbs konkretisiert (Fertigstellung 2019)
2017
Festwoche zum 250. Jubiläum der Hochschule
Die Chronik ist der Festschrift zum 250. Jubiläum der HFBK entnommen.