Auf rhizome.hfbk.net: 3 Notizen zu Annika Bender "Death of an Art Critic"
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Der Kunstbetrieb krankt vor allem daran, dass niemand mehr sagt, was gute und was schlechte Kunst ist - so die Kunstkritikerin Annika Bender in dem kurzen Band "Death of an Art Critic", der 2015 bei Sternberg Press erschienen ist. Niemals wird wirklich Kritik geübt, vielmehr wird auch dem banalsten Werk in Ausstellungsbesprechungen großspurig gesellschaftspolitische Relevanz zugeschrieben. Und das macht jedes Gespräch über Kunst überhaupt obsolet, weshalb auf Vernissagen auch meist über alles gesprochen wird - außer über das Gezeigte.
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Annika Bender allerdings nahm sich nie ein Blatt vor dem Mund, ohne Folgen zu fürchten. Denn so hieß das Pseudonym von Steffen Zillig und Dominic Osterried, unter welchem die beiden im Kunst-Blog Donnerstag unter dem komfortablen Deckmantel der Anonymität teils sehr üble Verrisse austeilen konnten.
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Der Grund dafür, dass das unter Klarnamen nicht möglich war, sieht die fiktive Autorin in dem starken Abhängigkeitverhältnis, das den Kunstbetrieb zusammenhält; ökonomisch, aber auch sozial. Wer aufbegehrt und kritisiert, der verliert am Ende vielleicht also nicht nur Aufträge, sondern auch Freunde, wird auf die nächste Eröffnung vielleicht garnicht mehr eingeladen. Vielleicht müsste man das tatsächlich ändern: "Sucht euch ein Leben außerhalb der Kunst und immunisiert euch gegen das soziale Geflecht", schreibt sie am Ende. Ein guter Rat. Aber bis das so ist, wird aber auch hier anonym geschrieben.
3 Notizen zu: Annika Bender, Tod einer Kritikerin, Sternberg Press