2012/11/30: Mehrere Preisträger beim HFBK-Designpreis 2012
Auf der Ausstellungseröffnung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) verkündete Martin Köttering, Präsident der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK), die Entscheidung der fünfköpfigen Jury: Der mit insgesamt 4.000 Euro dotierte HFBK-Designpreis der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst 2012 ging an drei gestalterische Positionen, die aus der Sicht der Jury die Bandbreite der Design-Ausbildung an der HFBK Hamburg – vom klassischen Produktdesign über experimentelles Design bis hin zu Social Design-Ansätzen – in besonderem Maße repräsentieren.
Den ersten, mit 2.000 Euro dotierten Preis erhielt Mario Pitsch für »Die Dreistigkeit des Objekts 1«, ein interaktives Leuchten-Arrangement, das Variationen von Dimmbarkeit spielerisch erkundet. Mit je 1.000 Euro ausgezeichnet wurden zum einen das partizipatorische Projekt »Niebuhr-Hochhaus-Gemeinschaft« von dem Team Michael Bernhard, Alexander Joly und Oliver Schau und zum anderen der Prototyp einer Aluminiumschaumleuchte von Ruben Faber.
Mario Pitsch dekliniert – in der Sprache des Produktdesigns – Variationen der Helligkeitsregulation bei Leuchten durch. Seine Serie »Die Dreistigkeit des Objekts 1« ist als Gegenbeispiel zu den vielen Objekten gedacht, die die Funktion des Dimmens zwar technisch lösen, das Erlebnis der Funktion jedoch aus der Wahrnehmung verdrängen und vom Objekt trennen. Die Jury überzeugte vor allem der experimentelle Forschungsansatz, der zudem die Interaktion und damit den Menschen in den Mittelpunkt stellt – beispielsweise durch eine per Blasebalg bedienbare Luftballon-Leuchte oder eine Stehlampe, die wie ein Computerspiel über Armbewegungen gesteuert wird.
Michael Bernard, Alexander Joly und Oliver Schau entwickelten im Rahmen einer Öffentlichen Gestaltungsberatung für Bewohner des 1971 erbauten Niebuhr-Hochhauses im Hamburger Stadtteil St. Pauli einen mobilen Bausatz, der den Mangel an einem Gemeinschaftsraum durch die Umnutzung von Durchgangsfluren behebt. Indem temporär Steh- und Klapptische aufgebaut werden können, wird der gewünschte Austausch über Gegenwart und Zukunft des Zusammenlebens im Hochhaus ermöglicht. Die Jury lobte hier die Ausweitung des Design-Verständnisses auf das Gestalten von sozialen Prozessen und die Entwicklung eines einfachen, preisgünstigen Lösungsansatzes für gemeinschaftsfördernde Aktivitäten.
Ruben Faber hat aus einem offenporigen Aluminiumschaum seine Leuchte »AL99« konzipiert, die als leichter Körper mit einer organisch anmutenden Struktur daherkommt, wobei sie Stabilität mit geringem Materialeinsatz verbindet. Das umlaufende, farbige Kabel zeichnet das Schaltbild der vier LED-Leuchtmittel nach und bestimmt den geometrischen Aufbau. Die Jury sah in »AL99« ein bis ins Detail konsequent durchgearbeitetes Objekt, das durch ästhetische Klarheit wie auch durch Stringenz in der Ausarbeitung überzeugt und zwei funktionale Anforderungen aus dem neuartigen Material Aluminiumschaum zieht: Es ist Kühlelement und Blendschutz zugleich für die Leuchtmittel.
Die zwölf herausragenden Designprojekte der jungen Nachwuchsgestalter waren anschließend bis zum 20. Dezember 2012 im Museum für Kunst und Gewerbe zu entdecken. Experimentierlust und ein frischer, unverstellter Blick auf das, was Gestaltung heutzutage sein kann und künftig können sollte, zeichnete alle präsentierten Arbeiten aus und machte die Schau zu einem Erlebnis mit Überraschungseffekten: Ob es sich nun um einen Malroboter oder um einen Esstisch von der Länge eines ganzen Straßenzuges für eine Dorfgemeinschaft handelt – hier wurde mutig gegen den Strich und über Grenzen hinaus gedacht. Der von der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst gestiftete HFBK-Designpreis wurde erstmals 2010 vergeben und ist eine Anerkennung für junge Nachwuchsgestalter aus Hamburg.
Für den Designpreis 2012 waren nominiert:
Sebastian Auray | Michael Bernard, Alexander Joly,
Oliver Schau | Charlotte Dieckmann, Alexander Joly | Ruben Faber |
Markus Hüppauf | Dahm Lee | Michael Leßmöllmann, Philipp Schott | Ina
Marie von Mohl | Mario Pitsch | Johannes Schlüter | Andreas Schöller |
Studio Marjetica Potrč
Die Designpreis-Jury 2012:
Dr. Claudia Banz
Leiterin der Sammlung Kunst und Design, Museum für Kunst und Gewerbe
Dr. Eva-Dorothee Leinemann
Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst
Roland Nachtigäller
Künstlerischer Direktor, Marta Herford
Ingeborg Wiensowski
Journalistin u.a. für KulturSpiegel und Spiegel Online
Prof. Glen Oliver Löw
Professor für Produktentwicklung, Hochschule für bildende Künste Hamburg
Eröffnung und Preisverleihung 30. November 2012, 19 Uhr
Ausstellung 1. bis 20. Dezember 2012 , Di–So 11–18 Uhr, Do 11–21 Uhr
Museum für Kunst und Gewerbe
Steintorplatz, Hamburg
Eine Kooperation der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst und des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg.
www.mkg-hamburg.de