Dr. phil. in art. David Wallraf
Grenzen des Hörens – Noise und die Akustik des Politischen
Betreuung: Prof. Dr. Friedrich von Borries, Prof. Dr. Marcus Steinweg (Akademie der Künste Karlsruhe),
Disputation: 18. Dezember 2019
Wie klingt das Politische? Auf welche Weise werden Macht und Widerstand hörbar? Und: müssen Ausgangs- und Zielpunkt dieser Fragestellungen nicht in der differentiellen Begrifflichkeit und der widersprüchlichen Ästhetik von Noise zu finden sein? Die in der vorliegenden Arbeit angestellten Überlegungen entfalten sich ausgehend von diesen Fragestellungen, umkreisen sie und kehren aus unterschiedlichen Perspektiven zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Noise bildet den zentralen Bezugspunkt ihrer Denkbewegungen; ein Wort aus der englischen Sprache, das sich gleichermaßen als Lärm, Geräusch, Rauschen oder Störung übersetzen lässt. Noise als Begriff durchquert so unterschiedliche Wissensbereiche wie Akustik, Informationstheorie und Thermodynamik, zwischen denen es produktive Ambivalenzen und eine interdisziplinäre Metaphorik schafft. Zudem verweist das Wort auf ein musikalisches Genre, in dem die traditionellen Parameter der Musik zugunsten einer Arbeit mit Lärm, Rauschen und Störgeräuschen aufgegeben wurden – Noise entspricht somit einer Dekonstruktion der Musik und der mit ihr verknüpften ethischen und ästhetischen Vorstellungen. Noise wird im Kontext der Arbeit als ein Begriff entwickelt, der sich der Idee von Sound gegenüberstellen lässt, um zu einer soziopolitischen Konzeption des Hörbaren zu gelangen: ein auditives Feld des Sozialen, das als ein begriffliches Tableau konzipiert ist, auf dem das Politische hörbar wird, auf dem Sound und Noise in einen Widerstreit eintreten; nicht als antagonistische Prinzipien, sondern als Be- und Zuschreibungen, die ihre Plätze tauschen können und die sich auf mannigfaltige Weisen mit verschiedenen Machttechniken und Widerstandskonzepten verknüpfen lassen. So wird eine Theorie von Noise entworfen, die sich an den Grenzen des Hörens selbst bewegt und eine neue Konzeption des Politischen und seiner Akustik vornimmt.
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