Erinnerungen – 100 Jahre Lerchenfeld
Schreiben Sie uns Ihre Erinnerungen!
Was verbindet Sie mit der Hochschule für bildende Künste am Hamburger Lerchenfeld? Haben Sie dort studiert? Oder dort gelehrt? Haben Sie Ausstellungen besucht, an den Li-La-Le Künstlerfesten teilgenommen?
Wir interessieren uns für alles, was Ihnen in den Sinn kommt – Erlebnisse, Fotos, Gedanken, Beobachtungen …
„Habe vom WS 1959/60 bis SS 1964
an der HfbK Lerchenfeld studiert. Abschlussexamen als Kunsterzieher;
bis 2000 Kunsterzieher am Otto-Hahn-Gymnasium, Geesthacht. War eine
»riesige« Zeit; Sprung aus der Provinz (bei Osnabrück ) in die
aufregende Welt der Kunst, der Großstadt. Super Assistenten, Dozenten,
Professoren, u.a. Emil Schumacher, Paolozzi, Walter Arno, Francis Bott
(Ecole de Paris), Paul Wunderlich, die Oldies Willem Grimm, Kluth und
Gustav Seitz; Bontjes van Beek (Star-Keramiker), Hans Meyer-Veden
(Fotografie), Prof. Otto Stelzer (Kunstgeschichte), etc. etc.
Hunderwasser-Intermezzo:
Sein »Experiment der unendlichen Linie« wurde abgebrochen,
Hundertwassers Lehrauftrag gekündigt – heute kaum nachvollziehbar.
Grundklasse ab WS 1959/ 60 bei Wienert; Klasse wurde gleich eingebunden
in Vorbereitungen für Li-La-Le Dekorations-Arbeiten!
Li-La-Le:
Unvorstellbar! Dekorationen: Wenigstens die Hälfte des WS ging in den
Klassen, die beteiligt waren, für Deko-Arbeiten »drauf«. Tausende
Besucher (immer mehr, als »erlaubt« waren) - ein Dutzend Spitzenbands!
Habe nie wieder auch nur annähernd »Ähnliches« erlebt (Li-La-Be
Bergedorf – bestenfalls ein müder Abklatsch). Konnte mich »hochdienen«
zum Li-La-Le-Eingangskontroller – begehrter Spitzenjob dank zusätzlichem
»Kartenverkauf«. KommilitonInnen u.a. Rebecca Horn, Gruppe Zebra
(Asmus, Nagel, Ullrich), Edgar Augustin, Klaus Kütemeier (leider
kürzlich verstorben).
War vor einiger Zeit bei Einweihung von neuer
HfbK-Galerie (Ausstellung Wolfgang Oppermann), traf etliche ehemalige
StudienkollegInnen - begossen anschliessend Wiedersehen im
»Mundsburg-Eck« - und - können wir unseren Augen trauen – da steht doch
plötzlich Ex-Mensa-Wirt »Pächter Paul« vor unserem Tisch – aber, nee,
war´n Gast, der ihm verdammt ähnlich sah – geht ja auch nicht, ist
nahezu 50 Jahre her! Ok, liebe OrganisatorInnen der HfbK-Erinnerungen,
macht was draus!“
Otto Neumeister, Rabenkirchen
„Freiheit, Freiheit, Freiheit
Dieser Ort hat mich Denken gelehrt.
Niemand hat es mir beigebracht.
Ich wurde sein gelassen.
Sie war da, die Schule, die keine war.
In sentimentaler Erinnerung“
Thorsten Kellner (Architektur Dipl. 2000)
„Die letzte Erinnerung,
die ich mit und in dieser großartigen Architektur habe, geht zurück ins
Jahr 2008. Die Aula war noch nicht in dem glanzvollen Zustand, wie ich
ihn zur festlichen Einweihung vor ein paar Tagen wahrnehmen durfte. Hier
saßen wir – das Filmteam um Michael Venus, die Schauspieler wie z.B.
Sandra Hüller, Felix Kramer und weitere bemerkenswerte Kollegen und die
Komparserie. Die Aula war für uns Warteraum, Speisesaal und Auf- und
Abtrittsort nach den jeweiligen Sequenzen. Der Film »Röntgen« – Michaels
Regieabschlussarbeit – wurde gedreht im würdigen Entrée der HFBK. Ein
Kurzspielfilm in historischen Gewändern des 19. Jahrhunderts; an diesem
Ort – der sich in den Vorraum der Universität mit Seitentüren ins
Laboratorium verwandelte und nun bedeutungsvoll und dunkel die
Schattenseiten dieser Entdeckung durch den Menschen Röntgen
mitgestaltet. Und ein gutes Jahrzehnt
zuvor die Begegnung mit einer besonderen Frau an einer dieser
Jahresausstellungen voller Überraschungen: Adrienne, das Eisbärfell und
ich! Und nicht zu vergessen einen Berühmt-Berüchtigten: den kreativen
badensischen Unruhe-Geist Dirk Meinzer. Aber Erinnerungen auch an andere
kleine Begegnungen über die vielen Jahre, die ich als Geschenke für
mich ansehe. Danke und einen Wunsch möchte ich anfügen, daß dieses Haus
so in Bewegung bleibt, um durch verschiedenste kreative Diskurse dieser
Hansestadt auch zukünftig gestaltend auf die Sprünge zu helfen.“
Andreas Th. Franz
„Meine Studienjahre an der
Abteilung für Architektur waren von der Aufbruchstimmung der 68er
geprägt. Am liebsten hätte man die Welt verändert, zumindest wollte man
alles anders machen, was Lehre und Studium betraf, zum Leidwesen der
etablierten Professoren, als Chance für die Neuzugänge, z.B. Hinrich
Baller mit seinen lebendigen, unkonventionellen Vorlesungen.
Mein
Studium habe ich als sehr frei empfunden. Man konnte eigenständig neue
Themen aufgreifen, von denen man glaubte, dass sie Einfluss auf die
zukünftige Entwicklung von Stadtplanung und Architektur haben könnten.
Stichworte wie Stadtsoziologie, Bürgerbeteiligung und Ökologie wurden in
den Seminaren der Professoren J.P. Weber, Norbert Schmidt-Relenberg,
Bernhard Winking und Peter Zander heftig diskutiert. Überhaupt wurde
viel diskutiert, viel geschrieben und wenig gezeichnet. Beschriebenes
Papier hing nicht nur überall an den Wänden, sondern bedeckte wie Laub
auch Tische und Fussböden. Besonders betroffen war die Mensa, wo wir die
Pamphlete und Resolutionen mangels derselben als Servietten benutzten.
Die
HfbK hatte die Pforten für Studierende weit geöffnet. Das machte das
Studium nicht immer leicht. Die Seminare und Vorlesungen waren z.T.
überfüllt. Mangels Arbeitsplätzen in den zugewiesenen Räumen errichteten
die Studierenden fantasievolle Buden aus Styropur, Holz und Pappe in
den Gängen und Treppenhäusern. Durch dieses urbane Gewirr von Buden
musste man sich durcharbeiten, wenn man eine Vorlesung besuchte. A
propos Vorlesung, eine war besonders beliebt. Jeweils am Ende eines
Semesters hielt der wortgewaltige Prof. H.D. Gropp einen besonderen
baugeschichtlichen Vortrag. Er zeigte nicht nur aus seinem reichhaltigen
Fundus an Dias baugeschichtliche Details mit eindeutigem erotischen
Charakter, sondern stellte auch kostenfrei köstliche Schnittchen und
Getränke zur Verfügung. Kein Wunder, dass letztere für einen überfüllten
Hörsaal sorgten.“
Lutz Siebertz, 1971–1974
„Immer wieder denke ich gerne zurück, an die tollen Dia Vorträge von Professor Hinrich Baller.“
J. Strumpf, Hamburg
„Von 1970 bis 1975 habe ich an
der HfbK studiert. Es war einfach wundervoll, so viel Freiheit zu haben,
sich das auswählen zu können, was man machen wollte. Nach zwei Jahren
Ausprobieren, kam ich schließlich zu Claus Böhmler, einem Meisterschüler
von Joseph Beuys. Claus Böhmler war großartig in seiner Fähigkeit,
mich/uns machen zu lassen und das, was dabei herauskam, sehr anregend zu
verstärken. Nachdem ich ein Semester davor bei dem Maler Albrecht in
der Außenstelle Spaldingstraße eher fremdbestimmt Ofenrohre und Puppen
gemalt hatte, verbrachte ich nun die meiste Zeit in der Dunkelkammer, um
mit eingeschweißten Flüssigkeiten Mikro- und Makrostrukturen neu zu
erfinden. Heute geht das ja alles wesentlich besser mit digitalen
Bildbearbeitungsprogrammen. Doch der Grundstein meiner künstlerischen
Selbstfindung wurde auf jeden Fall in der Böhmler-Klasse gelegt. Ich bin
stolz, eine Studentin der HfbK gewesen zu sein!“
Brigitte Weber
„Ein mal billigst rein getreten
in die Arroganz grün-rosa Alternativen um Beuys und Körperoplis, und
schon war der Ruf untrennbar mit der 13 verbunden. Gerd übernehmen
Sie …“
Bel
„Mein inzwischen verstorbener Mann Angel Medina Merino hat am Lerchenfeld ab 1964 studiert. Er hat wunderbare Plakate für die Stadt Hamburg gemacht.“
S. Mittner de Medina
„Habe ach, Malerei studiert bei
Sudeck, Mavignier und Graubner. Aber am nachhaltigsten bis heute: 1. +
2. Semester Farbe und Form bei Fritz Seitz. Vielen Dank!“
Peter Reitberger
„I am alumnus of the Academy
(1959–1964) and it was my sincere wish and plan to attend the
festivities, alas project and teaching commitment do not permit me to
participate. My best wishes for the future of HFBK and that it will
remain a stalwart institution for the arts. Sincerely,“
Roland Gebhardt
„Von 1970 -1975 habe ich bei
Gotthardt Graubner Malerei studiert. Otto Waalkes war mit mir in der
Grundklasse bei Prof. Thiemann und hat uns mit seiner Gitarre
unterhalten. Mit Hilka Nordhausen war ich befreundet und habe mit ihr
Super-8-Filme gedreht. Auf das Künstlerfest freu ich mich schon.“
Eve Wiemer, Bunsoh
„Ich habe an der HfbK studiert
und hatte das Glück, illustre Künstler als Lehrer gehabt zu haben wie
Paul Wunderlich, Allen Jones, David Hockney, Joe Tilson. Dabei war Allen
Jones für mich der beste Lehrer, er brachte durch insistierendes
Hinterfragen das aus mir heraus, was ich wirklich zeigen wollte. Es war
eine unglaublich anregende und kreative Zeit, an die ich sehr gern
zurückdenke. Manchmal hatte ich die große Klasse von Paul Wunderlich
ganz für mich allein, denn Ende der 60iger wurde nicht immer praktisch
gearbeitet, dafür viel gedacht. Aus Ermangelung eines eigenen Ateliers
blieb ich länger als die Studienzeit erlaubte in der Schule, bis Frau
Tichatschek, die damalige Seele und Sekretärin der Schule, mich zur
Seite nahm und meinte, jetzt müsste ich auch mal gehen. Hm, da musste
ich mich dann abnabeln.“
Regine Rothlach
„… ich mich, ich dich, wir uns, ihr euch, ihr uns, wir euch, uns alle – wird fortgesetzt, hoffentlich“
Horst-Hagen Rath
"der exote bei franz erhard walther:
im rahmen seiner ausstellung in der galerie der gegenwart traf ich
franz erhard walther. wir saßen bei einen glas wein, als die kuratorin
sich kurz mit am tisch niederließ. ich stellte mich und tochter rosa
vor. bei der gelegenheit entfuhr franz erhard dieser satz: »der dieter
war der exote in meiner klasse. der war der erste student aus der ddr,
den ich kennen lernte.«“
Dieter Gerschler, HFBK 1980-1983
„Der Fachbereich Architektur der HfbK hat einen großen Teil meines Lebens parallel zu meiner Tätigkeit als freier Architekt und Stadtplaner mitbestimmt.
Zunächst
als Student ab Wintersemester 1961, natürlich mit den denkwürdigen
LiLaLe-Festen, später Assistent bei Godber Nissen. 1970
Vertretungsprofessur von Godber Nissen. 1978 Professor für Bauplanung
(Entwerfen). Bis 2003 in dieser Funktion mit vielfältigen Aufgaben in
der Selbstverwaltung z.B. als Vorsitzender der Prüfungskommission,
Vorsitzender der Berufungskommission, Mitglied etlicher
Reformkommissionen.
Architekt des neuen Eingangs auf Wunsch von
Adrienne Goehler, darüber heftige Auseinandersetzung mit der freien
Kunst, mit der ich sonst gute anregende Freundschaften pflegte und
pflege. Die Verhinderung der
Erweiterung nach dem Weggang von Adrienne Goehler [...] und, als spätere
Folge davon, die Ausgliederung der Architekten empfand und empfinde ich
nach wie vor als großen Verlust sowohl für die Architekten als auch für
die verbliebene HFBK und für die Stadt Hamburg.
Alles Gute zum Jubiläum“
Bernhard Winking
„Ich habe von 1962–1967 an der HfBK
studiert, 1967 Staatsexamen (Kunsterzieher). In meinen Klassen waren
z.B. Anna Oppermann, Hanne Darboven und andere. An die Grundklasse vom
leider zu früh verstorbenen Prof. Wienert, mit dem wir auch privat
gefeiert haben, habe ich die positivsten Erinnerungen, aber auch an
Prof. Mavignier, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe und der mir
meinen eigenen Weg in der Malerei und Objektkunst aufgezeigt hat. An
allen LiLaLe-Veranstaltungen war ich als »Barchef« mit großem Vergnügen
beteiligt. Insgesamt war das Studium für mich sehr positiv, sodass ich
an die HfBK die besten Erinnerungen habe und noch heute als freier
Künstler von den damals gesetzten Qualitätsstandards profitiere. Mit
Dank für die damalige Zeit,“
Hartmut Seehausen, Bruchhausen-Vilsen
„Ende der 1970er Jahre
wurde Harald Naegeli als Sprayer von Zürich bekannt. Als Vorläufer der
heutigen Graffiti-Kunst markierte er mit seiner Arbeit eine damals noch
neue Schnittstelle von Zerstörung und künstlerischem Ausdruck, für die
er sich Anfang der 80er Jahre vor Gericht verantworten musste. Die
HFBK lud Naegeli daraufhin als gleichermaßen künstlerische und
politische Position zu einem Vortrag in die Aula ein und präsentierte im
Aulavorraum schon am Vortag dazu eine Fotoausstellung seiner Arbeiten.
Zu
der Zeit lehrte Ulrich Rückriem bei uns Bildhauerei. Rückriem, bekannt
für seine monumentalen Stein- und Betonskulpturen, fühlte sich durch die
Spraybilder auf Beton nicht nur persönlich provoziert, sondern auch
künstlerisch bedroht und versuchte in der Nacht davor die
Fotoabbildungen von Naegelis Arbeiten zu zerstören. Dieses Unterfangen
konnte von unserem damaliger Präsident Carl Vogel nur mit massivem
körperlichem Einsatz halbwegs verhindert werden. Am nächsten Tag
erklärte Rückriem in der Aula, dass sein Übergriff auf die Spraybilder
äquivalent zu der Zerstörung seiner Skulpturen durch Sprayer seien. Eine
Entschuldigung war nicht notwendig, denn beide Positionen hatten ihre
Berechtigung. Ich selbst war zu der Zeit hier Studentin.“
Susanne Dudda
„Lernen für's Leben, ein Hauch von Freiheit.“
Liane Kampeter