Auf rhizome.hfbk.net: 3 Notizen zu Clara Lena Langebach
3 Notizen zu: Clara Lena Langenbach, UO, Einstellungsraum
1 Falsche Fingernägel, Haarteile, Schlüsselanhänger: Es ist eine seltsame Auswahl von Ramsch und Nippes, den Clara Lena Langenbach da im Einstellungsraum zu kunstvoll arrangierten und originellen Ikebana-Gestecken zusammengestellt hat. Seltsam, aber durchaus sinnig an diesem Ort. Denn einerseits handelt es sich bei dem Einstellungsraum um einen ehemaligen Blumenladen, andererseits wurden alle Gegenstände, die Langenbach da verarbeitet hat, von der Künstlerin im Umkreis des Ausstellungsorts, in den Läden der Wandbeker Chaussee gekauft.
2 Ikebana in Wandsbek: Cultural Appropriation, also die Anwendung von Techniken und Traditionen anderer Kulturen durch privilegierte, meist weiße/westliche Akteure wird in den letzten Jahren immer bewusster als feindliche Übernahme, als Exotismus wahrgenommen. Auch Langenbachs Praxis könnte natürlich so gelesen werden; Die deutsche Künstlerin, die sich ganz einfach, wie wahllos, des uralten japanischen Handwerks bedient, um ihrer Arbeit Tiefe zu verleihen?
3 Ein legitimer Einwand. In urbaner Lage aber, am multikulturellen Schmelztiegel der Wandbeker Chaussee, kann – wie die Ausstellungsobjekte wohl sagen wollen – tatsächlich ja längst nicht mehr zwischen fremd und heimisch, zwischen westlich, traditionell, gefälscht oder authentisch unterschieden werden. Ein utopischer Ort, an dem sich Grenzen auflösen, sich alles zu einem großen Knäuel verstrickt - genau wie im traditionellen Ikebana, bei dem das Universum im kleinen Nachgebildet werden soll. Das klingt angesichts des sehr beschränkten Angebots von Billig-Plastik-Artikeln vielleicht auch nach privilegierter Kunst-Prosa. Interessanter Punkt aber dennoch: Erst durch die westliche Ikebana-Begeisterung wurde die lange in der Nische praktizierte Kunst auch in Japan wieder populär – und zum nationalen Erbe ernannt.
3 Notizen zu: Clara Lena Langenbach, UO, Einstellungsraum, Eröffnung 22.8.2018