Auf rhizome.hfbk.net: 3 Notizen zum Hamburger Arbeitsstipendium
Ausstellung der Bewerber*innen für das Hamburger Arbeitsstipendium, Kunsthaus Hamburg
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Sicherheit ist Hauptthema beim Hauskauf - aus Angst befestigt man sein Eigenheim mit Alarmanlagen und Insignien der beruhigenden Normalität. Was lauert da draußen, in der Dunkelheit? Trotz aller Bemühungen der Home-Stager wirken Jenny Schäfers Fotografien aus Musterhaussiedlungen, die sie als Bewerberin für das Arbeitsstipendium der Stadt Hamburg im Kunsthaus zeigt, keineswegs heimelig, sondern kalt und unheimlich. Schlummern die wahren Schrecken nicht da draußen, sondern hinter zwanghaft bürgerlicher Fassade, unter Häkeldecken und Plüschtieren?
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Es ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, das Schäfer da anspricht: Denn immer weniger Menschen können sich Eigentum überhaupt leisten. Wie weit vor allem viele Künstlerinnen und Künstler davon entfernt sind, auf finanziell festen Beinen zu stehen, zeigt die bei der Eröffnungsrede von Franziska Opel angesprochene Debatte um die Arbeitsstipendien selbst, von dessen geringer Höhe man im Jahr 2018 nicht einmal Miete und Atelierkosten decken kann.
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Unter diesen Vorzeichen ist man beinah versucht, Schäfers düstere Bilder nicht wie eine analytisch-kritische Betrachtung deutscher Verspießerung zu interpretieren, sondern beinah als nüchternen Blick auf versagte Möglichkeiten. Bei aller Verachtung von weiß gestrichenen Gartenzäunen und günstigen Fertigteilhäusern - die Verklärung des prekären Nomadentum ist längst kein Ausweg mehr.
Kunsthaus Hamburg, bis 21.1.2018