Auf rhizome.hfbk.net: 3 Notizen zum Baakenpark
Eröffnung Baakenpark, Hafencity, 6. Mai 2018
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Kinderprogramm, Swingkurs, Kinoleinwand, Sofakonzerte – Die Hafencity fuhr die ganz großen Geschütze auf, um die Eröffnung des neu gestalteten Baakenhafens am Ostende des Stadtentwicklungsgebiets zu feiern. Hier, am letzten Ende, kurz vor den Elbbrücken, will die als elitär verschriene Hafencity endlich alles richtig machen – und leistet sich deshalb nicht nur geförderte Wohnungen und eine extra aufgeschüttete Grünfläche samt Kita und „Himmelsberg“, sondern ein Fest für die ganze Familie. Sogar einige Bewohner der nebenan gelegenen Flüchtlingsunterkunft waren anwesend und durften Falafel verkaufen.
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Auch Kunst kommt im großen neuen Plan natürlich vor. Nicht nur sind zwei begehbare Großskulpturen von Thomas Schütte im Baakenpark geplant – diese „Tower of Talkers“ sollen laut Ursprungsentwurf sogar ein Café beherbergen – mit Ellen Blumenstein hat man letztes Jahr sogar eine eigene Stadtteilkuratorin für die HafenCity installiert. Kultur soll schließlich die Belebung des „Urbanen Dorfs“ (Prospekttext) beschleunigen, mit der es bisher in der immer mit Touristen vollen, aber in der Bevölkerung wenig angenommenen Hafencity immer gehapert hat. Auch dem geglückten Kunstprojekt „Park Fiction“ war es schließlich ein Park mit Skulpturen, der die Lebensqualität im Stadtteil durchaus erhöht hat.
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Kunst im urbanen Raum ist in der stark durchkommerzialisierten Umgebung der postmodernen Stadt immer der Gefahr der Instrumentalisierung durch eben diese kommerziellen Interessen ausgesetzt, schreibt Uwe Lewitzky bezugnehmend auf Frederic Jameson in „Kunst für Alle“. Und anders als Park Fiction war der Baakenpark kein partizipatives Projekt, verfügt die Hafencity über kein widerständiges Bewohnernetzwerk, welches sich die Kunst aneignet, in den entsprechenden Kontext setzt. Ist der durchgestylte Baakenpark letzlich wirklich erfolgreicher Anwohnertreffpunkt oder doch nur eine Attraktion mehr für das Hamburgtourismus-Portfolio? Es bleibt abzuwarten. Weit schlimmer scheint angesichts der sterilen Umgebung sowieso eine andere Gefahr: funktioniert hier am Ende die Kunst nicht als Inklusionsmotor, sondern – wie die klassische Musik in der Bahnhofshalle – nicht eher als Ausschlussmechanismus?