3 Notizen zu: SOCIAL DESIGN im MKG
SOCIAL DESIGN, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
1 Weltverbesserung ist wieder sexy: "Social Design" heißt die Symbiose aus Aktivismus und Erfindungsreichtum, mittels derer zahlreiche junge Start-Ups weltweit daran arbeiten, die Lebensbedingungen in ihren Communities zu verbessern. Von filigranen Türmen, die in Afrika Tau in Trinkwasser verwandeln sollen, über engagierte Stadtplanung, die sich für autofreie Zonen in chinesischen Großstädten einsetzt bis hin zum Hamburger Modelabel, bei dem Jugendliche niederschwellig in die Branche schnuppern können stellt das MKG Hamburg in einer aktuellen Ausstellung zahlreiche solcher Projekte vor.
2 Das Feld ist breit gefächert und reicht von genial bis unangenehm neokolonial; eines der interessanteren Ansätze ist aber vom Museum selbst initiiert. "ARGE Nachbarschaft" heißt es; denn das MKG liegt direkt am sozialen Brennpunkt Hauptbahnhof in unmittelbarer Nähe des Drogenberatungs und -konsumraums Drob Inn, das täglich von bis zu 400 Klient*innen frequentiert wird. Der zentrale Ort ist derzeit absichtlich unwirtlich gestaltet - damit hier kein dauerhaftes Camp entsteht; Die ARGE soll im Laufe der Ausstellung nun zusammen mit Klient*innen und lokalen Akteur*innen eine würdevollerere und einladendere Umgebung gestalten, ohne Konflikte heraufzubeschwören und ohne zu Verdrängen.
3 Ob etwas davon umgesetzt wird, bleibt abzuwarten, ebenso ob die Ziele erreicht werden. Das Projekt zeigt aber jetzt schon, dass der elementare Punkt am "Social Design" nicht die Hi-Tec Methoden sind, sondern ganz einfach: Wertschätzung zeigen, Nachbarschaftspflege betreiben, die Augen aufmachen, hinhören und miteinander sprechen. Und trotzdem hinterlässt die Schau einen fahlen Beigeschmack, da sie bei allem Optimismus vor allem eines klar macht: Das vielgerühmte "Social Design" muss vor allem da Abhilfe schaffen, wo Wirtschaft und Politik den Karren systematisch in den Dreck fahren. Egal ob in Afrika, China oder vor unserer eigenen Haustüre.