3 Notizen zu: Richter, Polke, Kiefer, Baselitz, Warhol, Disney, Pollock und Rockwell
1 Der Geniekult lebt! Diesen Eindruck gewinnt man zumindest wenn man sich derzeit im Programm der großen Hamburger Ausstellungshäuser um sieht: Mit Richter, Polke, Kiefer und Baselitz locken in den Deichtorhallen die deutschen Malerhelden, während im Bucerius Kunstforum mit Disney, Pollock, Warhol und Rockwell ihre amerikanischen “Pendants” ausgestellt sind.
2 Acht Männer also besetzen gerade die Wände zwei der großen Häuser (kein Zufall, ist das Genie schließlich immer schon männlich besetzt - auch wenn man denken sollte dass man sich von diesem Künstler*innenbild langsam gelöst hat). Acht Männer, deren Kunst man teilweise schon seit Kindertagen eingetrichtert bekommt. Und so spaziert man durch die Häuser, sieht Susi und Strolch und Fantasia und Polkes “Moderne Kunst”, Brillo Box neben Action Painting. Es sind natürlich Ikonen, ja, aber irgendwie hat man sich satt gesehen an diesen Bildern (einzig Rockwell, der noch nie in Deutschland gezeigt wurde, kann vielleicht noch überraschen).
3 Denn: Was wollen die immer gleichen Bilder uns heute noch sagen? Sind diese acht Männer wirklich alles, was die Kunst ihrer Zeit zu bieten hat und müssen sie immer wieder gezeigt werden? Hat man wirklich in zwei so großen Institutionen keine Künstlerin, keinen nicht-weißen Künstler, keine verborgenen Stimmen oder Neuentdeckungen, keine Gegennarrative oder Alternativen zu bieten, die auch einmal ein umfassenderes, facettenreicheres oder diverseres Bild von amerikanischer oder deutscher Kunst der jeweiligen Epochen zeichnen könnte? Wollen wir wirklich immer die gleichen Narrative, die gleichen Helden wieder und wieder einzementieren? Ist das nicht einfach eine Mischung aus patriachal-westlicher Kanonsgläubigkeit, romantischem Genie-Denken und Faulheit in den Kurator*innenköpfen? Und: Ist das nicht vielleicht mit ein Grund, warum Museen langsam den Anschluss an die Gesellschaft zu verlieren scheinen? Denn es mag sein dass Polke und Warhol, Richter und Rockwell bahnbrechendes für ihre Zeit geleistet haben. Aber eine Frage muss erlaubt sein: Warum sind die Ausstellungen dann so todlangweilig?