3 Notizen zu: Peaches - Whose Jizz is this
3 Notizen zu: Peaches - Whose Jizz is this. Hamburger Kunstverein
1 "Mehr Muschigeisterbahn als Ausstellung." So bezeichnete eine Freundin die aktuelle Ausstellung der feministischen Pop-Performance-Legende Merryl Nisker a.k.a Peaches im Hamburger Kunstverein. Nicht verwunderlich: Wer ihre Musik, ihre genderfluiden, oft humorvollen Videos und ihre exzentrischen Aufritte der letzten 20 Jahre verfolgt hat, wird auch über die Triggerwarnung am Eingang des Kunstvereins nicht überrascht sein: "Achtung - Sie werden in der Ausstellung mit Ejakulat, Brüsten, Penissen konfrontiert!".
2 Überraschend aber ist, dass Peaches zum ersten Mal den Schritt aus dem Club in den Ausstellungsraum wagt und dabei etwa keine Retrospektive aus Archivmaterial schafft, sondern ein völlig eigenständiges Narrativ von Männer-Sextoys namens "Fleshies" spinnt, die nicht länger dienen, sondern ihre eigene Lust entdecken wollen: Gummischläuche, auf der einen Seite einen Mund, auf der anderen eine Vulva haben, werden lebendig und selbstbewusst, singen und vereinigen sich in einem "dekonstruierten Musical" in 13 Akten zur "Fleshie Island".
3 Es ist ein halbbeleuchteter Parcours von singenden Roboter-Vulven, Videokunst und einem plätschernden Brunnen, den Peaches da inszeniert, irgendwo zwischen Sexshop, Cronenberg-Horror und Donna Haraway. Die Ausstellung, die die alte Idee von utopisch-freier Liebe zwar nicht neu erfindet, aber mit Leichtigkeit, Witz und Liebe zum Detail durchgekliniert, funktioniert vor allem, weil sie sich selbst nicht zu ernst nimmt, ohne zum Klamauk zu werden - verstörende Momente inklusive. Das verstörendste in der ganzen Ausstellung ist sowieso gar nicht von Peaches selbst, sondern ein gefundenes Youtube-Video, das Peaches zum Ausgangspunkt der Show macht: Ein Mann rezensiert da eine "Fleshie" und äußert sich dabei in despektierlichstem Ton über Frauen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Und schon bleibt einem das Lachen im Hals stecken.
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