3 Notizen zu: Jáno Möckel, on the other side of the roller shutter, Obi
1 Wenn man im Metier der installativen Kunst (oder verwandten Disziplinen) tätig ist, hat man wohl fast automatisch ein sehr enges Verhältnis zu Baumärkten und ihren endlosen Gängen an Material und Werkzeug. Es scheint also mehr als passend, dass Jáno Möckel diese symbiotische Beziehung um eine Facette erweitert hat: In der hintersten Ecke einer Hamburger OBI-Filiale, zwischen Holzabteilung und Lieferanteneinfahrt, hat er an einem Dienstag Nachmittag eine flüchtige, nur über inoffizielle Kanäle angekündigte Ausstellung aufgebaut.
2 Einmalig also erstmal der Anblick, als es da eine Gruppe maskentragende Menschen langsam und unauffällig in Richtung Installation zog. Und auch die Ausstellung selbst war wie eine seltsame Begegnung mit dem Absurden, ein Spiel mit den Realitätsebenen: Direkt vor dem Tor der Lieferanteneinfahrt baute Möckel über ein paar Stunden einen imaginierten Hinterhof auf, wie man ihn sich auf der anderen Seite des Garagentors vorstellen würde: Fahrrad-Abstellbügel aus PVC-Rohren mit verwaistem Fahrradschloss, umgeworfene Mülltonnen samt Müll, Grasbüschel aus der Pflanzen- und Steinen aus der Dekoabteilung; das Material, zwischen notgedrungener Abstraktion und Liebe zum Detail, temporär, ad hoc, aus den Regalen des Marktes zusammengesucht. Drinnen wird draußen, draußen wird drin: Als könnte man sich im Baumarkt tatsächlich die ganze Welt zusammenbauen.
3 Was nun also schon im Normalfall eine Ausstellung wäre, die den seltsamen Appeal von Baumärkten affirmiert, nutzt, verdreht, fruchtbar macht, besser als jede Ai-Weiwei-Werbeaktion, ist nun in Zeiten von Corona auch ein idealer Weg, die strengen Auflagen von Ausstellungseröffnungen zu umgehen. Und praktisch ist es sowieso, Kunst stattfinden lassen, ohne das Material zu kaufen und damit durch die Stadt zu fahren. Gerade auch für die Besucher ist die Angelegenheit toll: Im Museum kann man sich schließlich nicht nebenbei noch mit Blumentöpfen eindecken. Dokumentation der Aktion ab 1.6. auf traumaonline.de