3 Notizen zu: Caspar Sänger, Überlagerte Einsichten, Frise
1 Der Schatten des Handys in der leeren Schublade. Staub, den man aus einem Schuh klopft, bevor man ins Auto steigt. Oder die Plastikhülle einer Gurke, die vor einem Fenster vorbeifliegt. Scheinbar allzu Alltägliches spielt sich da auf Caspar Sängers Fotografien ab. Ein Alltag, der allerdings irgendwie doch anders wirkt, als der den wir kennen. Warum ist der Sand im Herrenschuh so weiß? Ist diese Öffnung überhaupt ein Fenster? Irgendwie wird klar: Das sind nicht einfach Beobachtungen; die Fotografien sind inszeniert.
2 Aber was wird da inszeniert - und vor allem: warum? Denn Sängers Eingriffe, die so klein sind wie wirkungsvoll, unterwandern nicht nur unsere Erwartungen, sondern irritieren auch durch ihre Beiläufigkeit. Sie sind weder spektakulär, noch besonders witzig, sie scheinen nichts zu behaupten und nichts bestimmtes zu zeigen. Und doch sind sie aus einem nicht erfindlichen Grund interessant. Sie befinden sich dadurch in einem diffusen Schwebezustand, der ihre Autonomie erhält: Es geht nicht darum, über den Trick nachzudenken, nicht über den Erfindergeist des Fotografen zu rätseln, die Fotos zu entschlüsseln. Und so akzeptiert man die Fotos als rätselhafte Phänomene des Alltags.
3 Das Beiläufige, der Alltag, die Weigerung, etwas zu behaupten scheint sich durchzuziehen. An einer Wand im Ausstellungsraum hängt neben den Fotos als einziges skulpturales Werk eine schwarze Steinplatte, in dem er den Moment eines Filmabspanns eingravieren ließ. Wie ein Grabstein in der Größe eines 40 Zoll Bildschirms. Das Bob-Dylan-Biopic “I’m not there” ist der Film, dessen Beteiligten im ewigen Medium des Stein verewigt sind. “Ich bin nicht da” - eine treffendere Metapher auch für die eigene Arbeitsweise, das Verschwinden der eigenen Eingriffe? “Ach ne”, meint Sänger - “Lag im DVD-Schrank ganz oben”. 3 Notizen zu: Caspar Sänger, Überlagerte Einsichten, Frise
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