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Im zweiten Gespräch des „Talkshop Museums“ stellen sich Rose Epple, (Leitung des Kinderbeirats des Bröhan-Museum, Berlin), Sylvia Hinz (wissenschaftliche Volontärin des Kinderbeirats), Sabine Brehm-Hamm (Kunstlehrerin der Nehring-Grundschule, Kooperationspartner des Kinderbeirats), Kaya Carline Heide und Manon Blendermann (Mitglieder der Gruppe Junges Bauhaus) gemeinsam mit Elke Buhr (Chefredakteurin Monopol Magazin) der Frage, wie junge Menschen im Museum einbezogen werden können. Wie nehmen sie die Institution wahr – wie nimmt die Institution sie war? Wer kann mitbestimmten – wer will mitbestimmen? Was kann ein Museum für Kinder und Jugendliche bieten – was wünscht sich ein Museum von Kindern und Jugendlichen?
Die gegenwärtigen Debatten (Wem gehört das Museum? Wie kann sich das Museum öffnen? Für wen öffnet sich das Museum?) sind Diskurse, die an das Selbstverständnis der Institution Museum rühren. Lange ruhten Museen auf ihren klassischen Aufgaben aus, die ihnen als Agent:innen eines bürgerlichen Wissens- und Bildungsbegriffs, gesellschaftlich zugeordnet wurden: Sammeln, Bewahren, Ausstellen, Vermitteln. Das Sammeln und Bewahren stand dabei meist im Vordergrund, und das nicht zufällig; schließlich tut die damit verbundene Wertsteigerung und Kapitalsicherung jeder Staatskasse gut. Heute haben sich die Prioritäten verschoben, die Institutionen selbst, wie auch ihre Förder:innen und Sponsor:innen, erkennen das Museum als sozialen Raum und Ort der kulturellen wie politischen Bildung an, als Forum zur gesellschaftlichen Verständigung. Darum fragt man sich mit neuer Vehemenz: Wie kriegt man Menschen ins Museum und was machen die dann im Museum? Ausstellen und Vermitteln rückt in den Fokus, wird aber auch neu-interpretiert. So will Rose Eppel das Museum nicht nur als Lern-Ort verstanden wissen, sondern als Ort des Treffpunkts und des Aufenthalts etablieren. „Museen sind auch verzauberte, romantische Orte“ – eine Tätigkeit im Museum soll also nicht nur das Kunst rezipieren, lernen und sich fortbilden sein, sondern kann auch einfach mal bedeuten, neben einem Kunstwerk rumzusitzen. Kann bedeuten, nicht mit dem großen Learning, sondern einfach mit einem Gefühl nachhause gehen. Auch die Gruppe Junges Bauhaus sieht einen Vermittlungsraum nicht ausschließlich als Ressource für Bildung, sondern vielmehr als Rückzugsort innerhalb einer Ausstellung. Ein Pausenraum der Didaktik, in dem man mit selbstgewählten Mitteln eigene Perspektiven entwickeln oder einfach nur kurz wegträumen kann. Andere Arten des Lernens, andere Sinne: Dinge anfassen, mit nachhause nehmen, benutzen. Kosten, ausprobieren, anwenden – nicht nur für Kinder interessant. Dem können und wollen wir nicht widersprechen – diese Ansätze sind wichtig und richtig und gut und sollten umgesetzt werden.
Sabine Brehm-Hamm plädiert genau aus dem Grund dafür, die Ideen der Kinderbeiräte nicht nur zu sammeln und anzuhören, sondern auch tatsächlich zu verwirklichen, damit Kindern vermittelt wird, dass das Museum ein Ort ist, in dem ihre Bedürfnisse gehört werden. Diese Projekte sind es wert, unterstützt zu werden, darüber sind wir uns einig. Trotzdem lässt uns das Panel-Gespräch des Bauhaus-Archivs mit einem fahlen Nachgeschmack zurück.
Denn obwohl das Gespräch das lieferte, was zu erwarten war, tat es eben auch nicht mehr als das; über ein paar Gemeinplätze gingen die Beiträge kaum hinaus. Partizipation, Inklusion, Diversity, Outreach – unter all diesen Labels werden dieselben Themen verhandelt und ähnliche Lösungen vorgeschlagen, die dann auf ihre möglichst kostengünstige Variante heruntergebrochen manchmal finanziert und oftmals zeitlich begrenzt umgesetzt werden. Der Status Quo des bürgerlichen Museums bliebt damit erhalten und am Fundament des berüchtigten Elfenbeinturms wird nicht gerüttelt. Das endlose wiederkäuen von Forderungen nach mehr Teilhabe und weniger Schwellen führt zu nichts, wenn sich nicht grundlegend etwas am Selbstverständnis der Institutionen ändert. Bürgerlich besetzte und akademisch ausgerichtete Gesprächspanels, im Rahmen derer diese Themen verhandelt werden, sind keine Lösung, sondern Teil des Problems.