Promotionsvorhaben Jana Seehusen
Arbeitstitel:
Zu den Bedingungen der Möglichkeit hypothetischer Wahrheitsbildung. Mit Perspektiven auf Zitat, Affekt und Iteration
Betreuung: Prof. Dr. Hanne Loreck, Prof. Dr. Michaela Ott
Wahrnehmungsprozesse und Wirklichkeitskonstruktionen sowie das Verhältnis von Dokumentation und Fiktion bilden den Rahmen meines Forschungsvorhabens. Im Spannungsraum von Unmittelbarkeit und Hypermedialität in der intermedialen Berichterstattung wird das komplexe Verhältnis zwischen Visualität und Textualität erforscht, die beide innerhalb historischer und gegenwärtiger »Praktiken der Beglaubigung« ihre funktionale Anwendung finden. In diesem Zusammenhang sind unterschiedliche Authentifizierungsstrategien und Wiederholungsprozesse auszumachen, die sich vom fotografischen Reportagebild hin zum Bewegtbild strukturell und inhaltlich verändern. Der Vermutung folgend, dass visuelle Authentizität gerade dadurch entsteht, dass »nichts« auf den Bildern zu erkennen ist, werden wechselseitige Zeugenschaftsverhältnisse von Wort und Bild im Kontext von Einbildungskraft und Montage untersucht. Indem Einbildungskraft als eine »Doppelnatur des Sehens« verstanden wird, als ein gleichzeitiges wie wechselseitiges Spiel zwischen ‚innerem‘ und ‚äußerem‘ Sehen, welches zwischen Dokumentation und Imagination changiert, wird der Blick auf Phänomene im Grenzbereich von Sichtbarem und Unsichtbarem gelenkt.
Ausgehend von der These, dass Bilder wie Texte heute nicht wahr sein müssen, es indes genügt, eine »hypothetische Wahrheit« zu erzeugen, etwas, das (noch) nicht existiert, stehen Arten und Weisen des Glauben_machens und Formen von Einbildungen in der Wahrheitsproduktion zur Diskussion. Visuelle wie textuelle Dokumente stellen sich selbst als Beweisstücke zur Disposition und erweisen sich als zerbrechliche wie gleichwohl langlebige Spuren, indem das Imaginäre und das Wirkliche sich fortlaufend ineinander wiederholen.
Zur Person:
Jana Seehusen, Bildende Künstlerin / Theoretikerin, lebt und arbeitet in Berlin und Hamburg. Studium der Intermedialen Künste an der HGB Leipzig (Diplom 2004). Master of Fine Arts / Theorie und Geschichte an der HFBK Hamburg (2010). Seit 2011 Forschungen im Rahmen des Promotionsprojektes zu Strategien, Strukturen und Politiken der Ästhetik medial inszenierter Bildwirklichkeiten.