Dr. phil. in art. Ali Hashemi Shirazi
Lauschen am Öhr (visueller Teil)
Das Atmen der Dinge. Streifzüge im Abwesenden (theoretischer Teil)
Betreuung: Prof. Franz Erhard Walther, Prof. Dr. Hans-Joachim Lenger
Disputation: 3. Juni 2016
Die visuelle Arbeit beinhaltet 112 Teile. Die Vorlage für diese Arbeit sind 112 literarische Erzählungen aus 23 Sprachräumen. Die Farbbegriffe in jeder Erzählung sind Bestandteile der visuellen Arbeit. Aus der Wort-Kunst entsteht hier eine Bild-Kunst.
Die schriftliche Arbeit ist in drei Teilen konzipiert und handelt von der Beziehung zwischen Farbe und Lachen.
I. Abwesenheit
Teil I fokussiert auf die verdeckten Formen der Abwesenheit wie Lachen, Leere, Nacktheit.
Georgio Agamben, Anne Cauquelin und vor allem Georges Bataille begleiten uns hier. Der Erste mit seiner Studie über die Nacktheit, die Zweite mit ihrer Explikation über das Unkörperliche und der Dritte mit seinem Werk über Lachen, Ekstase und Nicht-Wissen. Für die künstlerische Referenz über das Abwesende sorgen hier Hieronymus Bosch, Jusepe de Ribera, Marcel Duchamp, John Cage, Yves Klein. Sie sind Bild- und Klang-Künstler, die das Zeigen und das Hören neben dem Nicht-Zeigen und der Stille thematisieren.
II. Extension
Die Ausdehnungsmodi wie der Wind, das Licht, die Farbe, das Lachen, der Klang stehen hier im Mittelpunkt.
Vertreten sind hier aus der Bildkunst zwei Cineasten; Joris Ivens und Jacques Tati, zwei Bildhauer; Alexander Calder und Piero Manzoni und zwei Maler; Paul Cézanne und Lucio Fontana.
Aus der Kunst des Wortes sind Antonin Artaud und Felisberto Hernández präsent. Theoretische Referenzen kommen von Edmund Husserl, über Ausdehnung der Farbe, Henri Bergson, über korrektives Lachen, Walter Benjamin, über das surrealistische Ding, Ludwig Wittgenstein, über a-verbale Artikulation mit der Luft, Maurice Merleau-Ponty, über Farbe und andere Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten. Alfred Tomatis bringt die Nähe vom Klang und farblichem Licht ins Spiel. Gottfried Boehm expliziert die Stellung des Fehlens in visueller Gestaltung. Johann Wolfgang Goethes Farbenlehre bereitet uns für den dritten Teil vor, dort wo es um die Koinzidenz von Sinnen geht.
III. Synästhesie
In dem abschließenden Teil der Arbeit handelt es sich um intermodale Qualitäten, die Interferenz der »Qualia«.
Wort-Künstler wie Dante Alighieri mit seinem »farbigen Lachen« aus der göttlichen Komödie, Charles Baudelaire mit seiner partikularen Sinneswahrnehmung, seinen Studien über Farbe, über Lachen und über Wein ... werden betrachtet. Wir blicken auf die analytische Studie von Claude Levi-Strauss über Arthur Rimbauds farbige Vokale. Olivier Messiaens akustische Empfindung findet Kohärenz mit einer Farbempfindung. Als Ornithologe untersucht er Klang-Material der Vogelgesänge. Diese klangliche Artikulation aus der Luft findet Zugang in seiner Arbeit. Hier überschneiden sich Farben und Töne, jene der Erde mit jenen der Luft.
Zur Person:
Ali Hashemi Shirazi - Studium der Freien Kunst an der HFBK Hamburg;
anschl. Aufbaustudium; Forschungsprojekt »apolis« – eine sichtbare, hörbare, lesbare Arbeit;
Arbeitsstipendium für Bildende Kunst der Freien und Hansestadt Hamburg;
Gastvortrag an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel