2016/02/17: Kurzfilmpreis der deutschen Filmkritik für Marko Mijatovic
Der Verband der deutschen Filmkritik (VdFk) hat am 15. Februar 2016 im Rahmen der Berlinale den Preis der deutschen Filmkritik vergeben. Dabei wurde „Stadt der Elefefanten“ des HFBK-Absolventen und Master-Studenten Marko Mijatovic als bester Kurzfilm des Jahres ausgezeichnet.
In der Jury-Begründung heißt es: Ein scheinbar peripher arbeitender Film über scheinbar periphere Menschen, Landschaften und Ansiedlungen. Doch der uns Stück für Stück und Schicht für Schicht zugänglich gemachte Rand erweist sich als Zentrum, sogar als Epizentrum: von Krieg, Vertreibung, Flucht und Tod. Wir treffen Männer und Frauen, die sich diesen Traumata aussetzen, vielleicht weil sie keine andere Wahl haben. Ihr Leben zerfällt in Fragmente; so wie die Erzählung des Films, die nie vorgibt, eine zu sein. Von den konkreten, zurückliegenden Vorgängen ahnen wir mehr, als wir erklärt bekommen. Aber was wir ahnen, hat Wucht und zeugt von der Gegenwart des Vergangen. Viele Rätsel bleiben bestehen. Dinge und Vorgänge werden sichtbar gemacht, ohne dass sie entblößt werden. All dies geschieht in und um Vareš, einer einstigen Bergarbeiterstadt nördlich von Sarajevo in Bosnien-Herzegowina. Weil diese Stadt wie ein großer Elefantenfriedhof sei, zu dem man nur zurückkehrt, um zu sterben, nennen ihre Bewohner sie „Stadt der Elefanten“.
Den Hauptpreis als bester Spielfilm des Jahres 2015 erhielt Lars Kraumes Drama „Der Staat gegen Fritz Bauer“ über das Wirken des Nazi-Jägers Fritz Bauer im Nachkriegsdeutschland. Hauptdarsteller Burghart Klaußner wurde zudem als bester Darsteller 2015 geehrt. Gerd Schneiders Drama „Verfehlung“ über einen Priester, der mit einem sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche konfrontiert wird, wurde als bestes Spielfilmdebüt ausgezeichnet. Laura Tonke, die in „Hedi Schneider steckt fest“ eine Depressions-Patientin spielt, wurde zur besten Darstellerin des Jahres gekürt. In gleich zwei Kategorien gewann Sebastian Schippers in einer einzigen Einstellung gedrehtes Berlin-Drama „Victoria“, sowohl Sturla Brandth Grøvlen für die beste Kamera als auch Nils Frahm für die beste Musik in „Victoria“ erhielten eine Auszeichnung. Auch Dietrich Brüggemanns Neonazi-Farce „Heil“ wurde zweimal gekürt: Die Auszeichnung für das beste Drehbuch ging an Dietrich Brüggemann, während Vincent Assmanns Leistung als Editor mit dem Preis für den besten Schnitt gewürdigt wurde.
Weitere Auszeichnungen gingen an Ekrem Ergüns „Hördur“ über ein Mädchen, das seine Leidenschaft für Pferde entdeckt (Bester Kinderfilm), Martin Gressmanns „Das Gelände“, der über Jahrzehnte ein Berliner Brachgelände beobachtet, auf dem während der NS-Diktatur das Gestapo-Hauptgebäude stand (Bester Dokumentarfilm) und Alexandra Gerbaulets „Schicht“, der die persönliche Geschichte der Autorin mit der NS-Vergangenheit der Stadt Salzgitter verbindet (Bester Experimentalfilm).
Als einziger deutscher Filmpreis, der ausschließlich von Kritikern vergeben wird, zeichnet der Preis der deutschen Filmkritik seit 1956 deutsche Filme aus, die nicht nach wirtschaftlichen, länderspezifischen oder politischen Kriterien bewertet werden, sondern ausschließlich nach künstlerischen. Über die Preisvergabe entscheiden mehrere Jurys, die aus Mitgliedern des Verbandes der deutschen Filmkritik bestehen.
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