2010/02/25: Karl H. Ditze-Diplompreis 2010 für Burk Koller, Michael Rockel und Silke Silkeborg
Die Absolventen Burk Koller, Michael Rockel und Silke Silkeborg wurden während der Eröffnung der Diplomausstellung am Mittwoch, den 24. Februar 2010, mit dem zum 12. Mal verliehenen Karl H. Ditze-Preis für die besten Abschlussarbeiten ausgezeichnet.
Die hochkarätig besetzte Jury hatte auf ihrem Rundgang am Mittwoch die insgesamt 56 ausgestellten Arbeiten aus den Studienschwerpunkten Bildhauerei, Bühnenbild, Design, Film, Grafik/Fotografie sowie Malerei und Zeitbezogene Medien begutachtet. In einer anschließenden intensiven Diskussion über die vielen qualitativ hochwertigen Diplomarbeiten konnten sich die Jurymitglieder relativ schnell auf eine Dreiteilung des Karl H. Ditze-Preises einigen: der 1. Preis in Höhe von 3.000 Euro geht an Burk Koller, der 2. Preis in Höhe von 2.500 Euro an Michael Rockel und der 3. Preis in Höhe von 2.000 Euro an Silke Silkeborg.
Die PreisträgerInnen mit der Jurybegründung:
Burk Koller – 1. Preis für die Installation und Performance »Diplom«
(Prof. Andreas Slominski)
Burk Koller erhielt den Hauptpreis für seine Abschlussarbeit mit dem Titel »Diplom«. Hierfür hatte er die Prüfungskommission in einem bis auf 10 Stühle entleerten, weißen Raum hypnotisiert, so dass sie sich an die eigentliche Prüfung nicht mehr erinnern konnte. Ob die Hypnose stattgefunden hat, ist unklar; und ob es die versprochene Werkschau gegeben hat, auch. Anknüpfend an die minimal wie conceptual art ist Koller nach Meinung der Jury in höchst überzeugender Weise mit der Situation der Prüfung und dem Zwang zur Präsentation umgegangen. Gemäß seiner früheren Arbeit mit dem Titel »Höhere Wesen befahlen: nichts malen!«, die eine leere Leinwand als Work in progress präsentiert, gelang es ihm, die Funktionsverteilung zwischen Prüfern und Diplomand aufzubrechen und die eindeutige Situation in eine unabschließbare Deutungsbemühung zu überführen. Die ausgestellte Leere und Unverfügbarmachung der Prüfung wird somit zur polarisierenden Reibungsfläche.
Michael Rockel – 2. Preis für die Installation »Lump«
(Prof. Matt Mullican und Prof. Jeanne Faust)
Der zweite Preis ging an Michael Rockel für seine Installation »Lump«. Ein schwarzer Brocken (engl. Lump) im Raum steht in einer spannungsreichen Korrespondenz mit einer wandfüllenden Assemblage aus Found-footage-Material, deren Mittelpunkt ein ebenfalls schwarzes, ihn spiegelndes Quadrat bildet. Die disperaten Holz-, Plastik- und Bitumen-Elemente mit ihren offensichtlichen Gebrauchsspuren, die auf den ursprünglichen Verwendungszusammenhang verweisen, werden in eine kontrastreiche Einheit überführt. Die Installation lässt den Betrachter gekonnt zwischen den Polen eines Kubrick’sches Bedrohungsszenario und der Freude am spielerischen Arrangement von Farbe wie Materialität schwanken, wobei er zwischen den glänzenden Oberflächen unverhofft selbst zum Protagonisten wird.
Silke Silkeborg – 3. Preis für die Bildserie »Das Dunkel«
(Prof. Werner Büttner)
Die Malerin Silke Silkeborg erhielt den dritten Preis für ihre Serie von Nachtbildern mit dem Titel »Das Dunkel«. Die an der Pleinairmalerei eines John Constable und den französischen Impressionisten geschulte Versuchsanordnung der Künstlerin, sich unter freiem Himmel die Farben der Nacht malerisch anzueignen und die Abwesenheit von Licht auf der Leinwand sichtbar zu machen, respektive die Grenzen der Darstellbarkeit auszuloten, hat die Jury in ihrer Eigenständigkeit besonders fasziniert. Dabei bestechen die Bilder sowohl durch ihre technische Brillanz als auch durch das Sichtbarmachen der Facetten des Erfahrungsraums Nacht.
Die Diplomausstellung ist nicht nur das wichtigste Ereignis in der Reihe der Ausstellungen der Hamburger Kunsthochschule, sie bekommt durch die Verleihung des Karl H. Ditze-Diplompreises eine ganz besondere Bedeutung. Denn neben der Benotung durch die ProfessorInnen der Hochschule bildet das Urteil einer externen Jury über die beste Abschlussarbeit einen wichtigen Prüfstein für die Zukunft der Absolventen. Der mit 7.500 Euro dotierte Diplompreis wird jährlich vergeben und von der Karl H. Ditze Stiftung zur Verfügung gestellt.
Die Jury 2010:
Isabelle Graw
Herausgeberin von Texte zur Kunst und Professorin für Kunsttheorie an der Städelschule Frankfurt
Monika Grzymala
Künstlerin und HFBK-Absolventin, u.a. 2010 im MoMA New York in On Line
Johan Holten
Direktor des Heidelberger Kunstvereins
Dietrich Kuhlbrodt
Staatsanwalt und Filmkritiker u.a. für TAZ, Schnitt, konkret und epd-Film
Uwe Toben
Rechtsanwalt und Vorstandsmitglied der Karl H. Ditze Stiftung
Sabrina van der Ley
Kuratorin, Galerie der Gegenwart, Hamburger Kunsthalle.
Karl H. Ditze (1906–1993)
Gesellschafter und langjähriger Geschäftsführer des Unternehmens rotring (Schreib- und Zeichengeräte), hatte die Karl H. Ditze Stiftung 1979 gegründet. Seitdem werden jährlich vier Hamburger Hochschulen sowie karitative Projekte gefördert. Neben der Unterstützung der Internationalen Mobilität von Hochschulen engagiert sich die Stiftung besonders für die Förderung begabter Studierender. Der Karl H. Ditze Diplompreis wurde 2010 zum 12. Mal vergeben.